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SIEBZEHNTES KAPITEL

Die verschiedenen Arten des Glaubens

Text

arjuna uvāca
ye śāstra-vidhim utsṛjya
yajante śraddhayānvitāḥ
teṣāṁ niṣṭhā tu kā kṛṣṇa
sattvam āho rajas tamaḥ

Synonyms

arjunaḥ uvāca — Arjuna sagte; ye — diejenigen, die; śāstra-vidhim — die Anweisungen der Schriften; utsṛjya — aufgebend; yajante — verehren; śraddhayā — voller Glauben; anvitāḥ — erfüllt von; teṣām — derjenigen; niṣṭhā — der Glaube; tu — aber; — was; kṛṣṇa — o Kṛṣṇa; sattvam — in Tugend; āho — oder; rajaḥ — in Leidenschaft; tamaḥ — in Unwissenheit.

Translation

Arjuna fragte: O Kṛṣṇa, in welcher Lage befinden sich diejenigen, die die Prinzipien der Schriften nicht befolgen, sondern nach ihrer eigenen Vorstellung Verehrung ausführen? Befinden sie sich in Tugend, Leidenschaft oder Unwissenheit?

Purport

ERLÄUTERUNG: Im Vierten Kapitel, Vers 39, hieß es, daß jemand, der voller Glauben eine bestimmte Art von Verehrung ausführt, allmählich zur Stufe des Wissens erhoben wird und so die höchste Vollkommenheit von Frieden und Wohlstand erreicht. Im Sechzehnten Kapitel lautete die Schlußfolgerung, daß jemand, der den Prinzipien, die in den Schriften niedergelegt sind, nicht folgt, als asura, Dämon, bezeichnet wird und daß jemand, der den Anweisungen der Schriften voller Glauben folgt, deva, Halbgott, genannt wird. Wie aber verhält es sich nun mit einem Menschen, der voller Glauben Regeln befolgt, die nicht in den Schriften erwähnt werden? Dieser Zweifel, den Arjuna hier äußert, muß von Kṛṣṇa geklärt werden. Befindet sich die Verehrung derer, die sich ihren eigenen Gott schaffen, indem sie irgendeinen Menschen dazu ernennen und an ihn glauben, in der Erscheinungsweise der Tugend, Leidenschaft oder Unwissenheit? Erreichen solche Menschen die Vollkommenheit des Lebens? Ist es ihnen möglich, auf diese Weise wahres Wissen zu erlangen und sich zur höchsten Stufe der Vollkommenheit zu erheben? Haben diejenigen, die nicht den Regeln und Anweisungen der Schriften folgen, aber trotzdem an etwas glauben und Götter, Halbgötter oder Menschen verehren, mit ihrer Bemühung Erfolg? Dies sind die Fragen, die Arjuna Kṛṣṇa stellt.

Text

śrī-bhagavān uvāca
tri-vidhā bhavati śraddhā
dehināṁ sā svabhāva-jā
sāttvikī rājasī caiva
tāmasī ceti tāṁ śṛṇu

Synonyms

śrī-bhagavān uvāca — die Höchste Persönlichkeit Gottes sprach; tri- vidhā — der drei Arten; bhavati — wird; śraddhā — der Glaube; dehinām — des verkörperten; — dieser; sva-bhāva- — entsprechend der Erscheinungsweise der materiellen Natur; sāttvikī — in der Erscheinungsweise der Tugend; rājasī — in der Erscheinungsweise der Leidenschaft; ca — auch; eva — gewiß; tāmasī — in der Erscheinungsweise der Unwissenheit; ca — und; iti — so; tām — dies; śṛṇu — höre von Mir.

Translation

Die Höchste Persönlichkeit Gottes sprach: Gemäß den Erscheinungsweisen der Natur, die von der verkörperten Seele angenommen werden, kann ihr Glaube von dreierlei Art sein – in Tugend, Leidenschaft oder Unwissenheit. Höre nun darüber.

Purport

ERLÄUTERUNG: Diejenigen, die die Regeln und Regulierungen der Schriften kennen, aber aus Faulheit oder Gleichgültigkeit diese Vorschriften nicht beachten, befinden sich unter dem Einfluß der Erscheinungsweisen der materiellen Natur. Je nach ihren früheren Tätigkeiten in den Erscheinungsweisen der Tugend, Leidenschaft und Unwissenheit nehmen sie ein bestimmtes Wesen und bestimmte Eigenschaften an. Das Lebewesen befindet sich schon seit unvordenklichen Zeiten unter dem Einfluß der verschiedenen Erscheinungsweisen der Natur. Seitdem das Lebewesen mit der materiellen Natur in Berührung ist, hat es ständig Gemeinschaft mit den materiellen Erscheinungsweisen und nimmt dementsprechend verschiedenste Formen des Bewußtseins an. Man kann sein Bewußtsein aber ändern, wenn man mit einem echten spirituellen Meister Gemeinschaft hat und sich an die Vorschriften hält, die man von ihm und den Schriften bekommt. Dann kann man sich allmählich vom Zustand der Unwissenheit oder Leidenschaft zur Stufe der Tugend erheben. Die Schlußfolgerung lautet, daß blinder Glaube unter dem Einfluß einer bestimmten Erscheinungsweise dem Menschen nicht helfen kann, die Stufe der Vollkommenheit zu erreichen. Man muß sich gründlich und mit Intelligenz überlegen, welchen Weg man einschlagen will, und zwar unter der Anleitung eines echten spirituellen Meisters. Auf diese Weise wird es möglich, sich zu einer höheren Erscheinungsweise der Natur zu erheben.

Text

sattvānurūpā sarvasya
śraddhā bhavati bhārata
śraddhā-mayo ’yaṁ puruṣo
yo yac-chraddhaḥ sa eva saḥ

Synonyms

sattva-anurūpā — entsprechend der Existenz; sarvasya — eines jeden; śraddhā — Glaube; bhavati — wird; bhārata — o Nachkomme Bharatas; śraddhā — Glaube; mayaḥ — erfüllt von; ayam — dieses; puruṣaḥ — Lebewesen; yaḥ — das; yat — welchen; śraddhaḥ — Glauben; saḥ — so; eva — gewiß; saḥ — es.

Translation

O Nachkomme Bharatas, gemäß dem Leben, das man unter dem Einfluß der verschiedenen Erscheinungsweisen der Natur führt, entwickelt man eine bestimmte Art von Glauben. Gemäß den Erscheinungsweisen, die das Lebewesen annimmt, kann es einem bestimmten Glauben zugeordnet werden.

Purport

ERLÄUTERUNG: Jeder hat eine bestimmte Art von Glauben – ganz gleich, wer er ist. Aber der Natur entsprechend, die ein Mensch entwickelt hat, wird sein Glaube als tugendhaft, leidenschaftlich oder unwissend bezeichnet, und entsprechend dieser bestimmten Art von Glauben verkehrt man mit ganz bestimmten Menschen. Nun ist es in Wirklichkeit aber so, daß jedes Lebewesen, wie im Fünfzehnten Kapitel erklärt wird, ursprünglich ein fragmentarischer Teil des Höchsten Herrn ist. Ursprünglich steht man deshalb zu allen Erscheinungsweisen der materiellen Natur in transzendentaler Stellung. Doch wenn man seine Beziehung zur Höchsten Persönlichkeit Gottes vergißt und im bedingten Leben mit der materiellen Natur in Kontakt kommt, erzeugt man selbst seine verschiedenen Lebensumstände, je nachdem, mit welchen Aspekten der materiellen Vielfalt man Gemeinschaft hat. Die künstlichen Formen des Glaubens und des Lebens, die daraus entstehen, sind alle nur materiell. Obwohl sich das Lebewesen in der materiellen Welt von gewissen Vorstellungen und Lebensauffassungen leiten läßt, ist es ursprünglich nirguṇa, transzendental. Um seine Beziehung zum Höchsten Herrn wiederzugewinnen, muß man also von der angesammelten materiellen Verunreinigung geläutert werden. Und der einzige Pfad, um dies ohne Angst zu erreichen, ist Kṛṣṇa-Bewußtsein. Wenn man im Kṛṣṇa-Bewußtsein verankert ist, befindet man sich mit Sicherheit auf dem Pfad, der zur Erhebung auf die vollkommene Stufe führt. Wenn man sich diesem Pfad der Selbstverwirklichung nicht zuwendet, wird man gezwungenermaßen vom Einfluß der Erscheinungsweisen der Natur gelenkt werden.

Das Wort śraddhā, „Glaube“, ist in diesem Vers sehr bedeutsam. Śraddhā, oder Glaube, entsteht ursprünglich aus der Erscheinungsweise der Tugend. Man kann seinen Glauben auf einen Halbgott, auf irgendeinen selbstgemachten Gott oder auf irgend etwas Erdachtes richten. Wenn der Glaube stark ist, sollte er einen zu Tätigkeiten in materieller Tugend führen. Doch im bedingten Zustand des materiellen Lebens gibt es keine Tätigkeiten, die völlig rein sind. Sie sind immer vermischt. Sie befinden sich nicht in reiner Tugend; reine Tugend ist transzendental, und nur in gereinigter Tugend kann man die wahre Natur der Höchsten Persönlichkeit Gottes verstehen. Solange sich der Glaube eines Menschen nicht vollständig in geläuterter Tugend befindet, ist dieser Glaube der Verunreinigung durch die verschiedenen Erscheinungsweisen der materiellen Natur ausgesetzt, und diese Verunreinigung greift auf das Herz über. Daher richtet sich der Glaube eines Menschen danach, welche Erscheinungsweise der materiellen Natur sein Herz beeinflußt. Mit anderen Worten, wenn sich das Herz in der Erscheinungsweise der Tugend befindet, ist auch der Glaube in der Erscheinungsweise der Tugend. Wenn sich das Herz in der Erscheinungsweise der Leidenschaft befindet, ist der Glaube ebenfalls in der Erscheinungsweise der Leidenschaft. Und wenn sich das Herz in der Erscheinungsweise der Dunkelheit, in Illusion, befindet, ist der Glaube ebenfalls auf diese Weise verunreinigt. Somit finden wir auf der Welt verschiedene Arten von Glauben, und entsprechend diesen unterschiedlichen Glaubensarten gibt es verschiedene Formen der Religion. Das wahre Prinzip des religiösen Glaubens gründet in der Erscheinungsweise der reinen Tugend, doch weil das Herz des Lebewesens mit den materiellen Erscheinungsweisen vermischt ist, gibt es so viele andere Arten religiöser Prinzipien. Somit gibt es also entsprechend den verschiedenen Arten des Glaubens verschiedene Arten der Verehrung.

Text

yajante sāttvikā devān
yakṣa-rakṣāṁsi rājasāḥ
pretān bhūta-gaṇāṁś cānye
yajante tāmasā janāḥ

Synonyms

yajante — verehren; sāttvikāḥ — diejenigen in der Erscheinungsweise der Tugend; devān — Halbgötter; yakṣa-rakṣāṁsi — Dämonen; rājasāḥ — diejenigen, die sich in der Erscheinungsweise der Leidenschaft befinden; pretān — Geister von Toten; bhūta-gaṇān — Gespenster; ca — und; anye — andere; yajante — verehren; tāmasāḥ — in der Erscheinungsweise der Unwissenheit; janāḥ — Menschen.

Translation

Menschen in der Erscheinungsweise der Tugend verehren die Halbgötter, Menschen in der Erscheinungsweise der Leidenschaft verehren die Dämonen, und Menschen in der Erscheinungsweise der Unwissenheit verehren Geister und Gespenster.

Purport

ERLÄUTERUNG: In diesem Vers beschreibt die Höchste Persönlichkeit Gottes verschiedene Arten von Verehrern in bezug auf ihre jeweiligen Tätigkeiten. Nach den Anweisungen der Schriften ist allein die Höchste Persönlichkeit Gottes der Verehrung würdig; aber diejenigen, die mit den Unterweisungen der Schriften nicht sehr vertraut sind oder nicht an sie glauben, haben je nach den Erscheinungsweisen der materiellen Natur, von denen sie beeinflußt werden, andere Ziele der Verehrung. Diejenigen, die sich in Tugend befinden, verehren im allgemeinen die Halbgötter. Zu den Halbgöttern gehören Brahmā, Śiva und andere, wie Indra, Candra und der Sonnengott. Es gibt viele verschiedene Halbgötter. Menschen, die sich in Tugend befinden, verehren aus einem bestimmten Motiv heraus einen bestimmten Halbgott. In ähnlicher Weise verehren diejenigen, die sich in der Erscheinungsweise der Leidenschaft befinden, die Dämonen. Wir erinnern uns in diesem Zusammenhang an einen Mann, der während des Zweiten Weltkrieges in Kalkutta Hitler verehrte, weil es ihm dank des Krieges gelang, durch Geschäfte auf dem Schwarzmarkt sehr viel Reichtum anzuhäufen. Andere in der vermischten Erscheinungsweise der Unwissenheit und Leidenschaft suchen sich einen mächtigen Menschen aus und verehren ihn als Gott. Sie glauben, man könne als Gott verehren, wen man wolle – das Ergebnis sei immer dasselbe.

Wie aus dem vorliegenden Vers klar hervorgeht, sind es die Menschen in der Erscheinungsweise der Leidenschaft, die solche Götter schaffen und verehren, und diejenigen, die sich in Unwissenheit und Dunkelheit befinden, verehren die Geister von Toten. Manchmal gibt es auch Menschen, die ihre Verehrung an der Grabstätte eines Verstorbenen darbringen. Sexueller Kult ist ebenfalls der Erscheinungsweise der Dunkelheit zuzuordnen. Ebenso gibt es in manchen abgelegenen Dörfern Indiens Menschen, die Geister verehren. Wir haben selbst schon gesehen, daß in Indien manchmal Menschen der niederen Klasse in den Wald gehen, um dort einen Baum zu verehren und ihm Opfer darzubringen, wenn sie wissen, daß in diesem Baum ein Geist haust. Diese verschiedenen Arten der Verehrung haben in Wirklichkeit nichts mit der Verehrung Gottes zu tun. Die Verehrung Gottes wird von Menschen ausgeführt, die sich auf der transzendentalen Ebene der reinen Tugend befinden. Im Śrīmad-Bhāgavatam (4.3.23) heißt es: sattvaṁ viśuddhaṁ vasudeva-śabditam. „Wenn sich ein Mensch auf der Ebene reiner Tugend befindet, verehrt er Vāsudeva.“ Dies bedeutet, daß nur diejenigen, die von den materiellen Erscheinungsweisen der Natur völlig frei geworden sind und sich auf der transzendentalen Ebene befinden, die Höchste Persönlichkeit Gottes verehren können.

Von den Unpersönlichkeitsanhängern heißt es, daß sie sich in der Erscheinungsweise der Tugend befinden, und sie verehren fünf Arten von Halbgöttern. Sie verehren die unpersönliche Form Viṣṇus in der materiellen Welt, den sogenannten philosophierten Viṣṇu. Viṣṇu ist die Erweiterung der Höchsten Persönlichkeit Gottes, doch weil die Unpersönlichkeitsanhänger letztlich nicht an die Höchste Persönlichkeit Gottes glauben, stellen sie sich vor, die Form Viṣṇus sei nur ein anderer Aspekt des unpersönlichen Brahman. Ebenso denken sie, Brahmā sei die unpersönliche Form der materiellen Erscheinungsweise der Leidenschaft. Auf diese Weise beschreiben sie manchmal fünf Arten von Göttern, die der Verehrung würdig seien, aber weil sie das unpersönliche Brahman für die eigentliche Wahrheit halten, geben sie letzten Endes alle Objekte der Verehrung auf. Zusammenfassend kann man also sagen, daß man sich von den verschiedenen Einflüssen der Erscheinungsweisen der materiellen Natur läutern kann, wenn man sich in die Gemeinschaft von Menschen begibt, die sich auf der transzendentalen Ebene befinden.

Text

aśāstra-vihitaṁ ghoraṁ
tapyante ye tapo janāḥ
dambhāhaṅkāra-saṁyuktāḥ
kāma-rāga-balānvitāḥ
karṣayantaḥ śarīra-sthaṁ
bhūta-grāmam acetasaḥ
māṁ caivāntaḥ śarīra-sthaṁ
tān viddhy āsura-niścayān

Synonyms

aśāstra — nicht in den Schriften; vihitam — angeleitet; ghoram — für andere schädlich; tapyante — nehmen auf sich; ye — diejenigen, die; tapaḥ — Entsagung; janāḥ — Menschen; dambha — mit Stolz; ahaṅkāra — und Egoismus; saṁyuktāḥ — beschäftigt; kāma — der Lust; rāga — und Anhaftung; bala — durch die Kraft; anvitāḥ — getrieben von; karṣayantaḥ — quälend; śarīra-stham — im Körper befindlich; bhūta-grāmam — die Verbindung materieller Elemente; acetasaḥ — mit fehlgeleitetem Bewußtsein; mām — Mich; ca — auch; eva — gewiß; antaḥ — innen; śarīra-stham — im Körper befindlich; tān — sie; viddhi — verstehe; āsura-niścayān — als Dämonen.

Translation

Diejenigen, die sich harte, nicht in den Schriften empfohlene Entsagungen und Bußen auferlegen, und dies aufgrund von Stolz und Egoismus, getrieben von Lust und Anhaftung, die töricht sind und die materiellen Elemente des Körpers sowie auch die Überseele im Innern quälen, sind als Dämonen anzusehen.

Purport

ERLÄUTERUNG: Es gibt Menschen, die sich verschiedene Arten von Entsagungen und Bußen ausdenken, die nirgendwo in den Schriften erwähnt werden. So hat zum Beispiel Fasten um eines materiellen Motives willen, wie um ein rein politisches Ziel zu erreichen, nichts mit den Anweisungen der Schriften zu tun. Die Schriften empfehlen Fasten für spirituellen Fortschritt, nicht um politischer oder sozialer Ziele willen. Menschen, die solche Entsagung auf sich nehmen, sind, nach Aussage der Bhagavad-gītā, zweifellos dämonisch. Ihre Handlungen verletzen die Anweisungen der Schriften und sind nicht für das Wohl der Allgemeinheit bestimmt. In Wirklichkeit sind die Motive ihres Handelns Stolz, falsches Ego, Lust und Anhaftung an materiellen Genuß. Ein solches Verhalten stört nicht nur die Ordnung der materiellen Elemente im Körper, sondern auch die Höchste Persönlichkeit Gottes Selbst, die im Körper gegenwärtig ist. Zweifellos stellen solche unautorisierten Formen des Fastens und der Entsagung, die nur um politischer Ziele willen ausgeführt werden, für andere eine große Störung dar. Nirgendwo in den vedischen Schriften kann man so etwas finden. Ein dämonischer Mensch glaubt vielleicht, er könne mit dieser Methode seinen Feind oder andere Parteien zwingen, seinen Wünschen nachzugeben, doch bisweilen kommt es vor, daß man durch solches Fasten den eigenen Tod verursacht. Der Herr, die Höchste Persönlichkeit Gottes, billigt solche Methoden nicht, und hier sagt Er, daß diejenigen, die sich so verhalten, Dämonen sind. Solche Tätigkeiten sind eine Beleidigung der Höchsten Persönlichkeit Gottes, denn sie werden im Ungehorsam gegenüber den Anweisungen der vedischen Schriften ausgeführt. In diesem Zusammenhang ist das Wort acetasaḥ von Bedeutung. Menschen mit gesundem Verstand müssen den Anweisungen der Schriften gehorchen. Diejenigen, die sich nicht in einer solchen Verfassung befinden, mißachten und verletzen diese Anweisungen und fabrizieren sich ihre eigene Art der Entsagung und Buße. Man sollte sich immer an das letztliche Schicksal der dämonischen Menschen erinnern, das im vorangegangenen Kapitel beschrieben wurde. Der Herr zwingt sie, immer wieder unter dämonischen Menschen geboren zu werden. Folglich leben sie Geburt für Geburt nach dämonischen Prinzipien, ohne ihre Beziehung zur Höchsten Persönlichkeit Gottes zu kennen. Wenn solche Menschen jedoch das Glück haben, von einem spirituellen Meister unterwiesen zu werden, der sie zum Pfad der vedischen Weisheit führen kann, besteht für sie die Möglichkeit, dieser Verstrickung zu entkommen und schließlich das höchste Ziel zu erreichen.

Text

āhāras tv api sarvasya
tri-vidho bhavati priyaḥ
yajñas tapas tathā dānaṁ
teṣāṁ bhedam imaṁ śṛṇu

Synonyms

āhāraḥ — essen; tu — gewiß; api — auch; sarvasya — eines jeden; tri-vidhaḥ — von dreierlei Art; bhavati — es gibt; priyaḥ — geschätzt; yajñaḥ — Opfer; tapaḥ — Enthaltung; tathā — auch; dānam — Spenden; teṣām — von ihnen; bhedam — die Unterschiede; imam — dies; śṛṇu — höre.

Translation

Selbst die Speisen, die ein Mensch vorzieht, sind von dreierlei Art, entsprechend den drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur. Das gleiche gilt für Opfer, Enthaltung und Spenden. Höre nun, wodurch sie sich unterscheiden.

Purport

ERLÄUTERUNG: Gemäß dem Einfluß der verschiedenen Erscheinungsweisen der materiellen Natur gibt es Unterschiede in der Art zu essen und Unterschiede in bezug auf Opfer, Enthaltung und Spenden. Diese Tätigkeiten befinden sich nicht alle auf derselben Ebene. Diejenigen, die imstande sind, analytisch zu verstehen, welche Art von Tätigkeit sich in welcher materiellen Erscheinungsweise befindet, sind wahrhaft weise. Diejenigen, die die verschiedenen Arten von Opfern, Nahrung und Wohltätigkeit als gleichwertig betrachten, haben kein Unterscheidungsvermögen und sind töricht. Es gibt sogenannte Missionare, die erklären, man könne tun, was man wolle, und letzten Endes werde man die Vollkommenheit erreichen. Diese törichten Führer handeln jedoch nicht in Übereinstimmung mit den Schriften. Sie erfinden ihre eigenen Wege und führen die Allgemeinheit in die Irre.

Text

āyuḥ-sattva-balārogya-
sukha-prīti-vivardhanāḥ
rasyāḥ snigdhāḥ sthirā hṛdyā
āhārāḥ sāttvika-priyāḥ

Synonyms

āyuḥ — Lebensdauer; sattva — Existenz; bala — Stärke; ārogya — Gesundheit; sukha — Glück; prīti — und Zufriedenheit; vivardhanāḥ — vergrößernd; rasyāḥ — saftig; snigdhāḥ — fetthaltig; sthirāḥ — beständig; hṛdyāḥ — das Herz erfreuend; āhārāḥ — Speise; sāttvika — für jemanden in Tugend; priyāḥ — schmackhaft.

Translation

Speisen, die von Menschen in der Erscheinungsweise der Tugend geschätzt werden, verlängern die Lebensdauer, reinigen das Dasein und geben Kraft, Gesundheit, Glück und Zufriedenheit. Solche Speisen sind saftig, fetthaltig, bekömmlich und erfreuen das Herz.

Text

kaṭv-amla-lavaṇāty-uṣṇa-
tīkṣṇa-rūkṣa-vidāhinaḥ
āhārā rājasasyeṣṭā
duḥkha-śokāmaya-pradāḥ

Synonyms

kaṭu — bitter; amla — sauer; lavaṇa — salzig; ati-uṣṇa — sehr scharf; tīkṣṇa — beißend; rūkṣa — trocken; vidāhinaḥ — brennend; āhārāḥ — Speise; rājasasya — für jemanden in der Erscheinungsweise der Leidenschaft; iṣṭāḥ — schmackhaft; duḥkha — Leid; śoka — Schmerz; āmaya — Krankheit; pradāḥ — verursachend.

Translation

Speisen, die zu bitter, zu sauer, zu salzig, zu scharf oder beißend, trocken und brennend sind, werden von Menschen geschätzt, die sich in der Erscheinungsweise der Leidenschaft befinden. Solche Nahrung verursacht Schmerz, Leid und Krankheit.

Text

yāta-yāmaṁ gata-rasaṁ
pūti paryuṣitaṁ ca yat
ucchiṣṭam api cāmedhyaṁ
bhojanaṁ tāmasa-priyam

Synonyms

yāta-yāmam — Nahrung, die mehr als drei Stunden vor dem Essen gekocht wurde; gata-rasam — ohne Geschmack; pūti — übelriechend; paryuṣitam — faul; ca — auch; yat — das, was; ucchiṣṭam — Speisereste anderer; api — auch; ca — und; amedhyam — unberührbar; bhojanam — essen; tāmasa — jemandem in der Erscheinungsweise der Dunkelheit; priyam — lieb.

Translation

Nahrung, die mehr als drei Stunden vor dem Essen gekocht wurde, Nahrung, die ohne Geschmack, faul und gegoren ist, und Nahrung, die aus Speiseresten und unberührbaren Dingen besteht, wird von denjenigen geschätzt, die sich in der Erscheinungsweise der Unwissenheit befinden.

Purport

ERLÄUTERUNG: Die Funktion der Nahrung besteht darin, die Lebensdauer zu verlängern, den Geist zu läutern und dem Körper Kraft zu geben. Das ist ihre einzige Funktion. In der Vergangenheit bestimmten große Autoritäten jene Nahrungsmittel, die der Gesundheit am zuträglichsten sind und die Lebensdauer verlängern, wie Milchprodukte, Zucker, Reis, Weizen, Früchte und Gemüse. Diese Nahrungsmittel sind denjenigen sehr lieb, die sich in der Erscheinungsweise der Tugend befinden. Andere Nahrungsmittel, wie zum Beispiel Mais und Melasse, die für sich allein nicht sehr wohlschmeckend sind, können schmackhaft gemacht werden, wenn sie mit Milch oder anderen Nahrungsmitteln vermischt werden. Sie befinden sich dann ebenfalls in der Erscheinungsweise der Tugend. All diese Nahrungsmittel sind von Natur aus rein. Sie sind grundverschieden von unberührbaren Dingen wie Fleisch und Alkohol. Die fetthaltige Nahrung, die im achten Vers erwähnt wird, hat nichts mit Tierfett zu tun, das durch Schlachten gewonnen wird. Tierisches Fett ist in Form von Milch erhältlich, die das wundervollste aller Nahrungsmittel ist. Milch, Butter, Käse und ähnliche Erzeugnisse liefern tierisches Fett in einer Form, die dem Töten unschuldiger Geschöpfe jegliche Berechtigung nimmt. Nur aufgrund von Brutalität wird solches Töten fortgesetzt. Die zivilisierte Methode, das notwendige Fett zu bekommen, besteht darin, es aus Milch zu gewinnen. Tiere zu schlachten ist die Methode der Barbaren. Proteine sind in ausreichender Menge in Erbsen, dāl, Vollkornweizen usw. enthalten.

Nahrung in der Erscheinungsweise der Leidenschaft, die bitter, zu salzig, zu scharf oder übermäßig mit rotem Pfeffer gewürzt ist, verursacht Leid, weil sie im Magen den Schleim reduziert, was zu Krankheit führt. Zu den Speisen in der Erscheinungsweise der Unwissenheit oder Dunkelheit gehören vor allem diejenigen, die nicht frisch sind. Jede Nahrung, die mehr als drei Stunden vor dem Essen gekocht wurde (außer prasādam, Speise, die dem Herrn geopfert wurde), befindet sich in der Erscheinungsweise der Dunkelheit. Weil diese Nahrung bereits schlecht wird, entströmt ihr ein übler Geruch, der auf Menschen in dieser Erscheinungsweise oft anziehend wirkt, aber diejenigen, die sich in der Erscheinungsweise der Tugend befinden, abstößt.

Speisereste sollten nur gegessen werden, wenn sie zu einer Mahlzeit gehören, die zuerst dem Höchsten Herrn geopfert wurde oder von der zuerst Heilige, insbesondere der spirituelle Meister, gegessen haben. Ansonsten befinden sich Speisereste in der Erscheinungsweise der Dunkelheit, und sie erhöhen die Gefahr einer Ansteckung oder Krankheit. Solche Nahrungsmittel mögen Menschen in der Erscheinungsweise der Dunkelheit sehr schmackhaft erscheinen, doch Menschen in der Erscheinungsweise der Tugend schätzen solche Nahrung nicht, ja berühren sie nicht einmal. Die beste Nahrung sind die Reste der Speisen, die der Höchsten Persönlichkeit Gottes geopfert wurden. In der Bhagavad- gītā sagt der Höchste Herr, daß Er aus Gemüse, Mehl und Milch zubereitete Speisen annimmt, wenn sie mit Hingabe geopfert werden (patraṁ puṣpaṁ phalaṁ toyam). Selbstverständlich sind Liebe und Hingabe die wichtigsten Zutaten, die die Höchste Persönlichkeit Gottes annimmt, aber dennoch wird darauf hingewiesen, daß das prasādam auf ganz bestimmte Art zubereitet werden sollte. Jede Speise, die nach den Anweisungen der Schriften zubereitet und der Höchsten Persönlichkeit Gottes geopfert wurde, kann selbst dann noch gegessen werden, wenn sie bereits vor langer Zeit gekocht wurde, denn solche Nahrung ist transzendental. Um daher die Nahrung für alle Menschen antiseptisch, eßbar und wohlschmeckend zu machen, sollte man sie der Höchsten Persönlichkeit Gottes opfern.

Text

aphalākāṅkṣibhir yajño
vidhi-diṣṭo ya ijyate
yaṣṭavyam eveti manaḥ
samādhāya sa sāttvikaḥ

Synonyms

aphala-ākāṅkṣibhiḥ — von denen, die frei von fruchtbringenden Wünschen sind; yajñaḥ — Opfer; vidhi-diṣṭaḥ — gemäß den Anweisungen der Schriften; yaḥ — welches; ijyate — wird ausgeführt; yaṣṭavyam — muß ausgeführt werden; eva — gewiß; iti — so; manaḥ — Geist; samādhāya — gefestigt; saḥ — es; sāttvikaḥ — in der Erscheinungsweise der Tugend.

Translation

Unter den Opfern befindet sich dasjenige, das gemäß den Anweisungen der Schriften ausgeführt wird, einfach um der Pflicht willen, ohne Wunsch nach Belohnung, in der Erscheinungsweise der Tugend.

Purport

ERLÄUTERUNG: Im allgemeinen besteht die Neigung, Opfer mit einem Hintergedanken darzubringen, doch hier wird erklärt, daß Opfer ohne solche Verlangen dargebracht werden sollten. Man sollte sie einfach um der Pflicht willen ausführen. Betrachten wir zum Beispiel die Vollziehung von Ritualen in Tempeln oder Kirchen. Gewöhnlich werden solche Rituale mit der Absicht ausgeführt, einen materiellen Vorteil zu erlangen, aber dies gründet nicht in der Erscheinungsweise der Tugend. Vielmehr sollte man den Tempel oder die Kirche aus Pflicht besuchen, um der Höchsten Persönlichkeit Gottes Ehre zu erweisen und Blumen und Speisen darzubringen, und nicht in der Absicht, materiellen Vorteil zu erlangen. Jeder denkt, in den Tempel zu gehen, einfach nur um Gott zu verehren, habe keinen Nutzen; doch Verehrung, um einen wirtschaftlichen Nutzen zu gewinnen, wird in den Unterweisungen der Schriften nicht empfohlen. Man sollte nur in den Tempel gehen, um der transzendentalen Bildgestalt des Herrn Ehrerbietungen zu erweisen. Das wird einen Menschen zur Erscheinungsweise der Tugend erheben. Es ist die Pflicht eines jeden zivilisierten Menschen, die Anweisungen der Schriften zu befolgen und der Höchsten Persönlichkeit Gottes Ehre zu erweisen.

Text

abhisandhāya tu phalaṁ
dambhārtham api caiva yat
ijyate bharata-śreṣṭha
taṁ yajñaṁ viddhi rājasam

Synonyms

abhisandhāya — sich wünschend; tu — aber; phalam — das Ergebnis; dambha — Stolz; artham — zwecks; api — auch; ca — und; eva — gewiß; yat — das, was; ijyate — wird ausgeführt; bharata-śreṣṭha — o Oberhaupt der Bhāratas; tam — dieses; yajñam — Opfer; viddhi — wisse; rājasam — in der Erscheinungsweise der Leidenschaft.

Translation

Doch wisse, o Oberhaupt der Bhāratas, das Opfer, das für einen materiellen Zweck oder aus Stolz ausgeführt wird, befindet sich in der Erscheinungsweise der Leidenschaft.

Purport

ERLÄUTERUNG: Manchmal werden Opfer und Rituale ausgeführt, um zum himmlischen Königreich erhoben zu werden oder materielle Vorteile auf der Erde zu gewinnen. Solche Opfer und rituellen Zeremonien befinden sich in der Erscheinungsweise der Leidenschaft.

Text

vidhi-hīnam asṛṣṭānnaṁ
mantra-hīnam adakṣiṇam
śraddhā-virahitaṁ yajñaṁ
tāmasaṁ paricakṣate

Synonyms

vidhi-hīnam — ohne Anweisung der Schriften; asṛṣṭa-annam — ohne die Verteilung von prasādam; mantra-hīnam — ohne das Chanten der vedischen Hymnen; adakṣiṇam — ohne Spenden für die Priester; śraddhā — Glauben; virahitam — ohne; yajñam — Opfer; tāmasam — in der Erscheinungsweise der Unwissenheit; paricakṣate — gilt als.

Translation

Jedes Opfer, das ohne Beachtung der Anweisungen der Schriften, ohne die Verteilung von prasādam [spirituelle Speisen], ohne das Chanten der vedischen Hymnen, ohne Belohnung der Priester und ohne Glauben ausgeführt wird, gilt als Opfer in der Erscheinungsweise der Unwissenheit.

Purport

ERLÄUTERUNG: Glaube in der Erscheinungsweise der Dunkelheit oder Unwissenheit ist eigentlich Unglaube. Manchmal verehren Menschen einen Halbgott, nur um Geld zu bekommen, das sie dann für ihren eigenen Genuß ausgeben – eine Handlungsweise, die gegen alle Regeln der Schriften verstößt. Solche oberflächlichen Zeremonien und Zurschaustellungen können nicht als echte Religiosität anerkannt werden. Sie alle befinden sich in der Erscheinungsweise der Dunkelheit; sie erzeugen eine dämonische Mentalität und bringen der menschlichen Gesellschaft keinen Nutzen.

Text

deva-dvija-guru-prājña-
pūjanaṁ śaucam ārjavam
brahmacaryam ahiṁsā ca
śārīraṁ tapa ucyate

Synonyms

deva — des Höchsten Herrn; dvija — der brāhmaṇas; guru — des spirituellen Meisters; prājña — und ehrwürdiger Personen; pūjanam — Verehrung; śaucam — Sauberkeit; ārjavam — Einfachheit; brahmacaryam — Zölibat; ahiṁsā — Gewaltlosigkeit; ca — auch; śārīram — den Körper betreffend; tapaḥ — Enthaltung; ucyate — wird genannt.

Translation

Enthaltung in bezug auf den Körper besteht in der Verehrung des Höchsten Herrn, der brāhmaṇas, des spirituellen Meisters und der Höhergestellten, wie Vater und Mutter, und in Sauberkeit, Einfachheit, Zölibat und Gewaltlosigkeit.

Purport

ERLÄUTERUNG: Hier nun erklärt der Höchste Herr die verschiedenen Arten von Enthaltung und Buße. Als erstes erklärt Er Enthaltung und Buße, die sich auf den Körper beziehen. Man sollte Gott, den Halbgöttern, den vollkommenen und qualifizierten brāhmaṇas, dem spirituellen Meister und Höherstehenden, wie Vater und Mutter, und allen anderen, die mit dem vedischen Wissen vertraut sind, Ehre erweisen oder lernen, dies zu tun. All diesen Personen sollte gebührende Achtung entgegengebracht werden. Man sollte sich darin üben, sich äußerlich und innerlich rein zu halten, und man sollte lernen, in seinem Verhalten einfach zu werden. Man sollte nichts tun, was nicht von den Unterweisungen der Schriften gebilligt wird. Außerhalb der Ehe darf man nichts mit Sexualität zu tun haben, denn gemäß den Schriften ist Sexualität nur gestattet, wenn man verheiratet ist, sonst nicht. Dies nennt man Zölibat. Dies sind die verschiedenen Arten von Bußen und Enthaltung, die sich auf den Körper beziehen.

Text

anudvega-karaṁ vākyaṁ
satyaṁ priya-hitaṁ ca yat
svādhyāyābhyasanaṁ caiva
vāṅ-mayaṁ tapa ucyate

Synonyms

anudvega-karam — nicht erregende; vākyam — Worte; satyam — wahre; priya — erfreuende; hitam — nützliche; ca — auch; yat — welche; svādhyāya — des Studiums der vedischen Schriften; abhyasanam — Übung; ca — auch; eva — gewiß; vāk-mayam — der Stimme; tapaḥ — Enthaltung; ucyate — wird genannt.

Translation

Enthaltung in bezug auf das Reden besteht darin, nur Worte zu sprechen, die wahrheitsgemäß, erfreuend und nützlich sind und andere nicht erregen, und auch darin, regelmäßig die vedischen Schriften vorzutragen.

Purport

ERLÄUTERUNG: Man sollte keine Worte gebrauchen, die andere erregen. Natürlich darf ein Lehrer die Wahrheit aussprechen, um seinen Schülern Unterweisungen zu erteilen, doch zu denjenigen, die nicht seine Schüler sind, sollte er nicht sprechen, wenn dies deren Geist erregen würde. Das ist Enthaltung, die sich auf das Sprechen bezieht. Dazu gehört auch, daß man keinen Unsinn reden soll. Wenn man in spirituellen Kreisen spricht, so sollte man nur das sagen, was sich auf die Schriften stützt. Man sollte sogleich Zitate aus den autorisierten Schriften anführen, um das, was man sagt, zu untermauern. Gleichzeitig sollte eine solche Rede sehr angenehm für das Ohr sein. Durch solche Gespräche kann man für sich selbst den höchsten Nutzen gewinnen und gleichzeitig die menschliche Gesellschaft erheben. Der Umfang der vedischen Schriften ist unbegrenzt, und man sollte diese Schriften studieren. Dies nennt man Enthaltung in bezug auf das Sprechen.

Text

manaḥ-prasādaḥ saumyatvaṁ
maunam ātma-vinigrahaḥ
bhāva-saṁśuddhir ity etat
tapo mānasam ucyate

Synonyms

manaḥ-prasādaḥ — Zufriedenheit des Geistes; saumyatvam — ohne Zweideutigkeit anderen gegenüber; maunam — Ernst; ātma — des Selbst; vinigrahaḥ — Beherrschung; bhāva — seiner Natur; saṁśuddhiḥ — Läuterung; iti — so; etat — dies; tapaḥ — Enthaltung; mānasam — des Geistes; ucyate — wird genannt.

Translation

Und Zufriedenheit, Läuterung des Daseins, Einfachheit, Ernst und Selbstbeherrschung sind die Enthaltungen in bezug auf den Geist.

Purport

ERLÄUTERUNG: Den Geist entsagt zu machen bedeutet, ihn von Sinnenbefriedigung zurückzuziehen. Er sollte auf solche Weise geschult werden, daß er immer daran denkt, für andere Gutes zu tun. Die beste Schulung für den Geist ist Ernsthaftigkeit der Gedanken. Man sollte nie vom Kṛṣṇa-Bewußtsein abweichen, das heißt, man muß Sinnenbefriedigung immer vermeiden. Sein Wesen zu läutern bedeutet also, Kṛṣṇa-bewußt zu werden. Zufriedenheit des Geistes kann man nur erreichen, wenn man den Geist von Gedanken an Sinnengenuß zurückzieht. Je mehr wir an Sinnengenuß denken, desto unzufriedener wird unser Geist. Im gegenwärtigen Zeitalter beschäftigen wir den Geist unnötigerweise mit den verschiedensten Arten der Sinnenbefriedigung, und so besteht keine Aussicht auf inneren Frieden. Das beste ist, wenn man den Geist auf die vedischen Schriften lenkt, die voller Erzählungen sind, die den Geist tatsächlich zufriedenstellen, vor allem die Geschichten der Purāṇas und des Mahābhārata. Man sollte aus diesem Wissen Nutzen ziehen und auf diese Weise geläutert werden. Der Geist sollte frei von Falschheit sein, und man sollte an das Wohl aller denken. Schweigsamkeit bedeutet, immer an Selbstverwirklichung zu denken. In diesem Sinne ist ein Mensch im Kṛṣṇa-Bewußtsein auf vollkommene Weise schweigsam. Beherrschung des Geistes bedeutet, den Geist von Sinnengenuß zu lösen. Man sollte im Umgang mit anderen offen und ehrlich sein und dadurch sein Dasein läutern. Dies alles zusammen stellt die Enthaltung in bezug auf die Tätigkeiten des Geistes dar.

Text

śraddhayā parayā taptaṁ
tapas tat tri-vidhaṁ naraiḥ
aphalākāṅkṣibhir yuktaiḥ
sāttvikaṁ paricakṣate

Synonyms

śraddhayā — mit Glauben; parayā — transzendentalem; taptam — ausgeführt; tapaḥ — Enthaltung; tat — diese; tri-vidham — drei Arten von; naraiḥ — von Menschen; aphala-ākāṅkṣibhiḥ — die frei von Wünschen nach Gewinn sind; yuktaiḥ — beschäftigt; sāttvikam — in der Erscheinungsweise der Tugend; paricakṣate — wird genannt.

Translation

Diese drei Arten von Enthaltung, die mit transzendentalem Glauben von denjenigen ausgeführt werden, die keine materiellen Gewinne erwarten, sondern nur für die Zufriedenstellung des Höchsten tätig sind, werden Enthaltung in der Erscheinungsweise der Tugend genannt.

Text

satkāra-māna-pūjārthaṁ
tapo dambhena caiva yat
kriyate tad iha proktaṁ
rājasaṁ calam adhruvam

Synonyms

sat-kāra — Respekt; māna — Ansehen; pūjā — und Verehrung; artham — zwecks; tapaḥ — Buße; dambhena — mit Stolz; ca — auch; eva — gewiß; yat — die; kriyate — wird ausgeführt; tat — diese; iha — auf dieser Welt; proktam — wird genannt; rājasam — in der Erscheinungsweise der Leidenschaft; calam — flackerhaft; adhruvam — zeitweilig.

Translation

Buße, die aus Stolz ausgeführt wird, nur um Respekt, Ansehen und Verehrung zu bekommen, wird Buße in der Erscheinungsweise der Leidenschaft genannt. Sie ist weder stetig noch dauerhaft.

Purport

ERLÄUTERUNG: Manchmal nehmen Menschen Buße und Enthaltung auf sich, um andere zu beeindrucken und von ihnen geehrt, respektiert und bewundert zu werden. Menschen in der Erscheinungsweise der Leidenschaft richten es so ein, daß sie von Untergebenen verehrt werden, und lassen sich von ihnen die Füße waschen und Reichtümer schenken. Die künstliche Enthaltung, die sie um solcher Ziele willen auf sich nehmen, befindet sich in der Erscheinungsweise der Leidenschaft. Die Ergebnisse sind vergänglich; man kann sie für eine gewisse Zeit erhalten, aber nicht für immer.

Text

mūḍha-grāheṇātmano yat
pīḍayā kriyate tapaḥ
parasyotsādanārthaṁ vā
tat tāmasam udāhṛtam

Synonyms

mūḍha — töricht; grāheṇa — mit Anstrengung; ātmanaḥ — seines eigenen Selbst; yat — welche; pīḍayā — durch Qual; kriyate — wird ausgeführt; tapaḥ — Buße; parasya — für andere; utsādana-artham — um Vernichtung zu verursachen; — oder; tat — diese; tāmasam — in der Erscheinungsweise der Dunkelheit; udāhṛtam — wird genannt.

Translation

Buße, die aus Torheit ausgeführt wird, bei der man sich selbst quält oder andere vernichten oder schädigen will, gilt als Buße in der Erscheinungsweise der Unwissenheit.

Purport

ERLÄUTERUNG: Es gibt viele Beispiele, wie Dämonen törichte Bußen auf sich nahmen, wie zum Beispiel Hiraṇyakaśipu, der sich harter Askese unterzog, um unsterblich zu werden und die Halbgötter zu töten. Er betete zu Brahmā, um diese Ziele zu erreichen, doch letztlich wurde er von der Höchsten Persönlichkeit Gottes vernichtet. Bußen, die man sich auferlegt, um etwas Unmögliches zu erreichen, befinden sich zweifellos in der Erscheinungsweise der Unwissenheit.

Text

dātavyam iti yad dānaṁ
dīyate ’nupakāriṇe
deśe kāle ca pātre ca
tad dānaṁ sāttvikaṁ smṛtam

Synonyms

dātavyam — würdig, daß man ihm etwas gibt; iti — so; yat — das, was; dānam — Spende; dīyate — wird gegeben; anupakāriṇe — unabhängig davon, ob man etwas zurückbekommt; deśe — am rechten Ort; kāle — zur rechten Zeit; ca — auch; pātre — einer geeigneten Person; ca — und; tat — diese; dānam — Spende; sāttvikam — in der Erscheinungsweise der Tugend; smṛtam — gilt als.

Translation

Jene Spende, die aus Pflichtgefühl gegeben wird, ohne etwas dafür zu erwarten, zur rechten Zeit, am rechten Ort und einer würdigen Person, gilt als Spende in der Erscheinungsweise der Tugend.

Purport

ERLÄUTERUNG: In den vedischen Schriften wird empfohlen, Spenden einem Menschen zu geben, der spirituellen Tätigkeiten nachgeht. Es wird nicht empfohlen, Spenden willkürlich zu verteilen. Spirituelle Vollkommenheit muß immer das Kriterium sein. Es wird daher empfohlen, Spenden an einer Pilgerstätte, bei Mond- oder Sonnenfinsternissen, am Ende eines Monats, einem qualifizierten brāhmaṇa oder Vaiṣṇava (Gottgeweihten) oder einem Tempel zu geben. Solche Spenden sollte man geben, ohne irgend etwas dafür zu erwarten. Oft werden den Armen aus Mitleid Almosen gegeben, doch wenn ein solcher armer Mensch nicht würdig ist, Almosen zu empfangen, macht der Spender keinen spirituellen Fortschritt. Mit anderen Worten, launenhaftes Verteilen von Spenden wird in den vedischen Schriften nicht empfohlen.

Text

yat tu pratyupakārārthaṁ
phalam uddiśya vā punaḥ
dīyate ca parikliṣṭaṁ
tad dānaṁ rājasaṁ smṛtam

Synonyms

yat — das, was; tu — aber; prati-upakāra-artham — um etwas dafür zu bekommen; phalam — ein Ergebnis; uddiśya — wünschend; — oder; punaḥ — wieder; dīyate — wird gegeben; ca — auch; parikliṣṭam — mit Widerwillen; tat — diese; dānam — Spende; rājasam — in der Erscheinungsweise der Leidenschaft; smṛtam — gilt als.

Translation

Doch wenn die Spende in der Erwartung einer Gegenleistung oder mit dem Wunsch nach fruchttragenden Ergebnissen oder mit Widerwillen gegeben wird, gilt sie als Spende in der Erscheinungsweise der Leidenschaft.

Purport

ERLÄUTERUNG: Manchmal sind Menschen wohltätig, weil sie zum himmlischen Königreich erhoben werden wollen, und manchmal fällt es ihnen sehr schwer, wohltätig zu sein, und hinterher bereuen sie es: „Warum habe ich so viel ausgegeben?“ Spenden werden manchmal auch gegeben, weil man dazu verpflichtet ist, zum Beispiel wenn ein Höhergestellter darum bittet. Diese Art von Spenden gilt als Wohltätigkeit in der Erscheinungsweise der Leidenschaft.

Es gibt viele Wohltätigkeitsorganisationen, die ihre Spenden Institutionen zukommen lassen, die nur der Sinnenbefriedigung dienen. Solche Spenden werden von den vedischen Schriften nicht empfohlen. Nur Spenden in der Erscheinungsweise der Tugend werden empfohlen.

Text

adeśa-kāle yad dānam
apātrebhyaś ca dīyate
asat-kṛtam avajñātaṁ
tat tāmasam udāhṛtam

Synonyms

adeśa — an einem unreinen Ort; kāle — und zu einer ungeläuterten Zeit; yat — diejenige, die; dānam — Spende; apātrebhyaḥ — unwürdigen Personen; ca — auch; dīyate — wird gegeben; asat-kṛtam — ohne Achtung; avajñātam — ohne gebührende Wertschätzung; tat — diese; tāmasam — in der Erscheinungsweise der Dunkelheit; udāhṛtam — wird genannt.

Translation

Spenden, die an einem unreinen Ort, zu einer ungünstigen Zeit oder unwürdigen Personen gegeben werden, und Spenden ohne gebührende Achtung und Wertschätzung werden Spenden in der Erscheinungsweise der Unwissenheit genannt.

Purport

ERLÄUTERUNG: Hier wird von Spenden abgeraten, die für Berauschung und Glücksspiel verwendet werden. Diese Art von Spenden befindet sich in der Erscheinungsweise der Unwissenheit. Solche Wohltätigkeit ist nicht segensreich – im Gegenteil, auf diese Weise werden sündige Menschen in ihrem Tun bestärkt. Wenn man einem würdigen Menschen eine Spende gibt, aber in einer respektlosen oder verächtlichen Haltung, so gilt dies ebenfalls als Spende in der Erscheinungsweise der Dunkelheit.

Text

oṁ tat sad iti nirdeśo
brahmaṇas tri-vidhaḥ smṛtaḥ
brāhmaṇās tena vedāś ca
yajñāś ca vihitāḥ purā

Synonyms

oṁ — Hinweis auf das Höchste; tat — dieses; sat — ewig; iti — auf diese Weise; nirdeśaḥ — Hinweis; brahmaṇaḥ — des Höchsten; tri-vidhaḥ — dreifach; smṛtaḥ — wird betrachtet als; brāhmaṇāḥ — die brāhmaṇas; tena — mit diesem; vedāḥ — die vedischen Schriften; ca — auch; yajñāḥ — Opfer; ca — auch; vihitāḥ — verwendet; purā — vormals.

Translation

Seit dem Beginn der Schöpfung wurden die drei Worte oṁ tat sat verwendet, um auf die Höchste Absolute Wahrheit hinzuweisen. Diese drei symbolischen Repräsentationen wurden von brāhmaṇas verwendet, während sie die Hymnen der Veden chanteten und während sie Opfer für die Zufriedenstellung des Höchsten ausführten.

Purport

ERLÄUTERUNG: Es wurde erklärt, daß Buße, Opfer, Wohltätigkeit und Nahrung in drei Kategorien unterteilt werden: die Erscheinungsweisen der Tugend, Leidenschaft und Unwissenheit. Doch ob diese Tätigkeiten erstklassig, zweitklassig oder drittklassig sind, sie alle sind bedingt und unterliegen der Verunreinigung durch die Erscheinungsweisen der materiellen Natur. Wenn sie aber auf das Höchste gerichtet werden – oṁ tat sat, die Höchste Persönlichkeit Gottes, den Ewigen –, werden sie zu Mitteln spiritueller Erhebung. In den Unterweisungen der Schriften wird auf dieses Ziel hingewiesen. Diese drei Worte, oṁ tat sat, weisen insbesondere auf die Absolute Wahrheit, die Höchste Persönlichkeit Gottes, hin. In den vedischen Hymnen ist stets das Wort oṁ zu finden.

Wer handelt, ohne die Anweisungen der Schriften zu beachten, wird die Absolute Wahrheit nicht erreichen. Er wird ein zeitweiliges Ergebnis erreichen, aber nicht das endgültige Ziel des Lebens. Die Schlußfolgerung lautet, daß Spenden, Opfer und Bußen in der Erscheinungsweise der Tugend ausgeführt werden müssen. Wenn diese Tätigkeiten in der Erscheinungsweise der Leidenschaft oder Unwissenheit ausgeführt werden, sind sie zweifellos von geringerer Qualität. Die drei Worte oṁ tat sat werden in Verbindung mit dem Heiligen Namen des Höchsten Herrn ausgesprochen, wie zum Beispiel oṁ tad viṣṇoḥ. Immer wenn eine vedische Hymne oder der Heilige Name des Höchsten Herrn gechantet wird, fügt man oṁ hinzu. So lautet die Anweisung der vedischen Schriften. Diese drei Worte sind den vedischen Hymnen entnommen. Oṁ ity etad brahmaṇo nediṣṭhaṁ nāma weist auf das erste Ziel hin. Tat tvam asi (Chāndogya Upaniṣad 6.8.7) weist auf das zweite Ziel hin, und sad eva saumya (Chāndogya Upaniṣad 6.2.1) weist auf das dritte Ziel hin. Zusammengenommen werden sie zu oṁ tat sat. Als in vergangenen Zeiten Brahmā, das ersterschaffene Lebewesen, Opfer darbrachte, verwendete er diese drei Worte, um auf die Höchste Persönlichkeit Gottes hinzuweisen. Deshalb ist die Schülernachfolge immer demselben Prinzip gefolgt. Diese Hymne ist also von großer Bedeutung. Die Bhagavad-gītā empfiehlt daher, daß jede Tätigkeit, die ausgeführt wird, für oṁ tat sat, für die Höchste Persönlichkeit Gottes, verrichtet wird. Wenn man in Verbindung mit diesen drei Worten Buße auf sich nimmt, Spenden gibt oder Opfer darbringt, handelt man im Kṛṣṇa-Bewußtsein. Kṛṣṇa-Bewußtsein ist eine wissenschaftliche Ausführung transzendentaler Tätigkeiten, die es den Menschen ermöglicht, nach Hause, zu Gott, zurückzukehren. Keine Bemühung erweist sich als vergeblich, wenn man auf solch transzendentale Weise handelt.

Text

tasmād oṁ ity udāhṛtya
yajña-dāna-tapaḥ-kriyāḥ
pravartante vidhānoktāḥ
satataṁ brahma-vādinām

Synonyms

tasmāt — deshalb; oṁ — beginnend mit oṁ; iti — so; udāhṛtya — hinweisend; yajña — von Opfer; dāna — Wohltätigkeit; tapaḥ — und Buße; kriyāḥ — Ausführungen; pravartante — beginnen; vidhāna-uktāḥ — entsprechend den Anweisungen der Schriften; satatam — immer; brahma-vādinām — der Transzendentalisten.

Translation

Deshalb beginnen Transzendentalisten die Ausführung von Opfern, Wohltätigkeit und Buße entsprechend den Anweisungen der Schriften immer mit ,oṁ‘, um den Höchsten zu erreichen.

Purport

ERLÄUTERUNG: Oṁ tad viṣṇoḥ paramaṁ padam (Ṛg Veda 1.22.20). Die Lotosfüße Viṣṇus sind die Ebene höchster Hingabe. Wenn man alles für die Höchste Persönlichkeit Gottes tut, ist einem bei jeder Tätigkeit die Vollkommenheit garantiert.

Text

tad ity anabhisandhāya
phalaṁ yajña-tapaḥ-kriyāḥ
dāna-kriyāś ca vividhāḥ
kriyante mokṣa-kāṅkṣibhiḥ

Synonyms

tat — dieses; iti — so; anabhisandhāya — ohne zu wünschen; phalam — das fruchttragende Ergebnis; yajña — von Opfer; tapaḥ — und Buße; kriyāḥ — Tätigkeiten; dāna — der Wohltätigkeit; kriyāḥ — Tätigkeiten; ca — auch; vividhāḥ — verschiedene; kriyante — werden ausgeführt; mokṣa- kāṅkṣibhiḥ — von denjenigen, die tatsächlich Befreiung wünschen.

Translation

Ohne sich fruchttragende Ergebnisse zu wünschen, sollte man die verschiedenen Arten von Opfern, Bußen und Wohltätigkeit ausführen, und dies in Verbindung mit dem Wort ,tat‘. Der Zweck solcher transzendentalen Tätigkeiten besteht darin, von materieller Verstrickung frei zu werden.

Purport

ERLÄUTERUNG: Wer auf die spirituelle Ebene erhoben werden möchte, darf mit seinen Tätigkeiten nicht nach materiellem Gewinn streben. Tätigkeiten sollten ausgeführt werden, um den höchsten Gewinn zu erlangen, nämlich die Erhebung in das spirituelle Königreich, die Rückkehr nach Hause, zurück zu Gott.

Text

sad-bhāve sādhu-bhāve ca
sad ity etat prayujyate
praśaste karmaṇi tathā
sac-chabdaḥ pārtha yujyate
yajñe tapasi dāne ca
sthitiḥ sad iti cocyate
karma caiva tad-arthīyaṁ
sad ity evābhidhīyate

Synonyms

sat-bhāve — im Sinne der Natur des Höchsten; sādhu-bhāve — im Sinne der Natur des Gottgeweihten; ca — auch; sat — das Wort sat; iti — so; etat — dieses; prayujyate — wird verwendet; praśaste — in vorschriftsgemäßen; karmaṇi — Tätigkeiten; tathā — auch; sat-śabdaḥ — die Klangschwingung sat; pārtha — o Sohn Pṛthās; yujyate — wird verwendet; yajñe — im Opfer; tapasi — in Buße; dāne — in Wohltätigkeit; ca — auch; sthitiḥ — die Situation; sat — der Höchste; iti — so; ca — und; ucyate — wird ausgesprochen; karma — Tätigkeit; ca — auch; eva — gewiß; tat — für dieses; arthīyam — bestimmt; sat — der Höchste; iti — so; eva — gewiß; abhidhīyate — wird hingewiesen.

Translation

Die Absolute Wahrheit ist das Ziel der hingebungsvollen Opfer, und sie wird mit dem Wort ,sat‘ bezeichnet. Der Ausführende solcher Opfer wird auch als ,sat‘ bezeichnet, ebenso wie alle Opferzeremonien, Bußen und Spenden, deren Ausführung aufgrund ihres Einklangs mit der absoluten Natur die Höchste Person erfreut, o Sohn Pṛthās.

Purport

ERLÄUTERUNG: Die Worte praśaste karmaṇi, „vorgeschriebene Aufgaben“, weisen darauf hin, daß in den vedischen Schriften viele Handlungen als Läuterungsvorgänge vorgeschrieben werden, die vom Zeitpunkt der Zeugung bis hin zum Lebensende fortgesetzt werden. Solche Läuterungsvorgänge werden ausgeführt, damit das Lebewesen endgültige Befreiung erlangen kann. Bei all diesen Tätigkeiten wird es empfohlen, oṁ tat sat zu chanten. Die Worte sad-bhāve und sādhu-bhāve beziehen sich auf die transzendentale Ebene. Im Kṛṣṇa-Bewußtsein zu handeln wird sattva genannt, und jemand, der sich über die Tätigkeiten des Kṛṣṇa-Bewußtseins völlig bewußt ist, wird sādhu genannt. Im Śrīmad-Bhāgavatam (3.25.25) heißt es, daß transzendentale Themen in der Gemeinschaft von Gottgeweihten verständlich werden. Die Worte, die in diesem Zusammenhang verwendet werden, lauten satāṁ prasaṅgāt. Ohne gute Gemeinschaft kann man kein transzendentales Wissen erlangen. Wenn man jemanden einweiht oder ihm die heilige Schnur überreicht, chantet man die Worte oṁ tat sat. Auch bei allen yajña-Zeremonien ist der Höchste, oṁ tat sat, das Ziel. Ein weiteres wichtiges Wort ist tad-arthīyam, das bedeutet, allem, was den Höchsten repräsentiert, Dienst darzubringen. Dazu gehören Dienste wie Kochen oder im Tempel des Herrn zu helfen und auch jede Art von Tätigkeit, um die Herrlichkeit des Herrn zu verbreiten. So werden diese höchsten Worte, oṁ tat sat, auf verschiedenste Weise verwendet, um alle Tätigkeiten zu vervollkommnen und alles vollständig zu machen.

Text

aśraddhayā hutaṁ dattaṁ
tapas taptaṁ kṛtaṁ ca yat
asad ity ucyate pārtha
na ca tat pretya no iha

Synonyms

aśraddhayā — ohne Glauben; hutam — in einem Opfer dargebracht; dattam — gegeben; tapaḥ — Buße; taptam — sich auferlegt; kṛtam — ausgeführt; ca — auch; yat — das, was; asat — falsch; iti — so; ucyate — gilt als; pārtha — o Sohn Pṛthās; na — niemals; ca — auch; tat — dies; pretya — nach dem Tod; na u — und nicht; iha — in diesem Leben.

Translation

Alles, was ohne Glauben an den Höchsten als Opfer, Wohltätigkeit oder Buße getan wird, o Sohn Pṛthās, ist nicht von Dauer. Es wird ,asat‘ genannt und hat weder im gegenwärtigen noch im nächsten Leben Nutzen.

Purport

ERLÄUTERUNG: Alles, was man tut, ohne das transzendentale Ziel vor Augen zu haben – ob Opfer, Wohltätigkeit oder Buße –, ist nutzlos. Deshalb wird in diesem Vers erklärt, daß solche Tätigkeiten verabscheuenswert sind. Alles sollte für den Höchsten getan werden, in vollem Kṛṣṇa-Bewußtsein. Ohne solchen Glauben und ohne die richtige Führung kann es niemals eine Frucht geben. In allen vedischen Schriften wird Glaube an den Höchsten gefordert. Das Endziel aller vedischen Unterweisungen besteht darin, Kṛṣṇa zu verstehen. Niemand kann Erfolg erlangen, ohne sich an dieses Prinzip zu halten. Deshalb ist es das beste, von allem Anfang an unter der Führung eines echten spirituellen Meisters im Kṛṣṇa-Bewußtsein zu handeln. Das ist der Weg, um alles zum Erfolg zu führen.

Im bedingten Zustand fühlen sich die Menschen dazu hingezogen, Halbgötter, Geister oder Yakṣas wie Kuvera zu verehren. Die Erscheinungsweise der Tugend ist besser als die Erscheinungsweisen der Leidenschaft und Unwissenheit, doch wer sich direkt dem Kṛṣṇa-Bewußtsein zuwendet, steht zu allen drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur in transzendentaler Stellung. Es gibt zwar einen Vorgang der allmählichen Erhebung, doch am besten ist es, wenn man sich in der Gemeinschaft mit reinen Gottgeweihten direkt dem Kṛṣṇa- Bewußtsein widmet. Und das wird in diesem Kapitel empfohlen. Um auf diesem Weg erfolgreich zu sein, muß man als erstes einen echten spirituellen Meister finden und unter seiner Führung geschult werden. Nur so kann man Glauben an den Höchsten erlangen. Wenn dieser Glaube im Laufe der Zeit heranreift, wird er als Liebe zu Gott bezeichnet. Diese Liebe ist das höchste Ziel der Lebewesen. Deshalb sollte man sich direkt dem Kṛṣṇa-Bewußtsein zuwenden. Das ist die Botschaft des Siebzehnten Kapitels.

Hiermit enden die Bhaktivedanta-Erläuterungen zum Siebzehnten Kapitel der Śrīmad Bhagavad-gītā mit dem Titel: „Die verschiedenen Arten des Glaubens“.