Skip to main content

ZWÖLFTES KAPITEL

Hingebungsvoller Dienst

Text

arjuna uvāca
evaṁ satata-yuktā ye
bhaktās tvāṁ paryupāsate
ye cāpy akṣaram avyaktaṁ
teṣāṁ ke yoga-vittamāḥ

Synonyms

arjunaḥ uvāca — Arjuna sagte; evam — auf diese Weise; satata — immer; yuktāḥ — beschäftigt; ye — diejenigen, die; bhaktāḥ — Gottgeweihte; tvām — Dich; paryupāsate — auf richtige Weise verehren; ye — diejenigen, die; ca — auch; api — wieder; akṣaram — jenseits der Sinne; avyaktam — das Unmanifestierte; teṣām — von ihnen; ke — wer; yoga-vit-tamāḥ — der Vollkommenste im Wissen des yoga.

Translation

Arjuna fragte: Wer gilt als vollkommener – diejenigen, die stets auf richtige Weise in Deinem hingebungsvollen Dienst beschäftigt sind, oder diejenigen, die das unpersönliche Brahman, das Unmanifestierte, verehren?

Purport

ERLÄUTERUNG: Kṛṣṇa hat nun Seine persönlichen, unpersönlichen und universalen Aspekte erklärt und verschiedene Arten von Gottgeweihten und yogīs beschrieben. Grundsätzlich können die Transzendentalisten in zwei Gruppen unterteilt werden: die Persönlichkeitsanhänger und die Unpersönlichkeitsanhänger. Der Persönlichkeitsanhänger, das heißt der Gottgeweihte, beschäftigt sich mit ganzer Kraft im Dienst des Höchsten Herrn. Der Unpersönlichkeitsanhänger jedoch beschäftigt sich nicht direkt in Kṛṣṇas Dienst, sondern meditiert über das unpersönliche Brahman, das Unmanifestierte.

In diesem Kapitel wird erklärt, daß von den verschiedenen Vorgängen zur Erkenntnis der Absoluten Wahrheit bhakti-yoga, hingebungsvoller Dienst, der höchste ist. Wenn man sich tatsächlich die Gemeinschaft der Höchsten Persönlichkeit Gottes wünscht, muß man sich dem hingebungsvollen Dienst zuwenden.

Diejenigen, die den Höchsten Herrn direkt durch hingebungsvollen Dienst verehren, werden Persönlichkeitsanhänger genannt, und diejenigen, die über das unpersönliche Brahman meditieren, werden Unpersönlichkeitsanhänger genannt. Arjuna fragt hier, wer von beiden höher einzustufen sei. Es gibt verschiedene Wege, um die Absolute Wahrheit zu erkennen, aber Kṛṣṇa erklärt in diesem Kapitel, daß bhakti-yoga, hingebungsvoller Dienst zu Ihm, der höchste von allen ist. Bhakti-yoga ist der direkteste Weg und gleichzeitig das einfachste Mittel, um die Gemeinschaft Gottes zu erlangen.

Im Zweiten Kapitel der Bhagavad-gītā erklärte der Höchste Herr, daß das Lebewesen nicht der materielle Körper, sondern ein spiritueller Funke ist. Und die Absolute Wahrheit ist das Spirituelle Ganze. Im Siebten Kapitel sagte Er, daß das Lebewesen ein Teil des höchsten Ganzen sei und empfahl, daß es seine Aufmerksamkeit ausschließlich auf das Ganze richten solle. Im Achten Kapitel wurde gesagt, daß jeder, der im Augenblick des Todes an Kṛṣṇa denkt, sofort zum spirituellen Himmel, dem Reich Kṛṣṇas, erhoben wird. Und am Ende des Sechsten Kapitels hat der Herr unmißverständlich erklärt, daß von allen yogīs derjenige am vollkommensten ist, der im Innern ständig an Kṛṣṇa denkt. Die Schlußfolgerung in praktisch jedem Kapitel lautete also, daß man Zuneigung zur persönlichen Form Kṛṣṇas entwickeln sollte, da dies die höchste Form spiritueller Verwirklichung darstellt.

Trotz alledem gibt es auch Menschen, die sich nicht zur persönlichen Form Kṛṣṇas hingezogen fühlen; sie sind so weit davon entfernt, daß sie sogar beim Schreiben von Kommentaren zur Bhagavad-gītā andere von Kṛṣṇa ablenken und alle Hingabe auf das unpersönliche brahmajyoti übertragen wollen. Sie ziehen es vor, über die unpersönliche Form der Absoluten Wahrheit zu meditieren, die jenseits der Reichweite der Sinne liegt und nicht manifestiert ist.

Somit gibt es also zwei Gruppen von Transzendentalisten. Arjuna versucht jetzt die Frage zu klären, welcher Vorgang leichter und welche der beiden Gruppen vollkommener ist. Mit anderen Worten, er möchte klar wissen, auf welcher Stufe er sich befindet, denn er selbst fühlt sich zur persönlichen Gestalt Kṛṣṇas hingezogen, nicht zum unpersönlichen Brahman. Er möchte wissen, ob seine Position sicher ist. Sowohl in der materiellen wie auch in der spirituellen Welt des Höchsten Herrn stellt die unpersönliche Manifestation für die Meditation ein Problem dar, denn im Grunde ist es nicht möglich, den unpersönlichen Aspekt der Absoluten Wahrheit auf vollkommene Weise zu erfassen. Arjuna will daher sagen: „Wozu eine solche Zeitverschwendung?“ Arjuna machte im Elften Kapitel die Erfahrung, daß es das beste ist, sich auf die persönliche Form Kṛṣṇas zu konzentrieren, da er auf diese Weise alle anderen Formen automatisch verstehen konnte, ohne daß seine Liebe zu Kṛṣṇa beeinträchtigt wurde. Diese bedeutende Frage Arjunas an Kṛṣṇa wird den Unterschied zwischen der unpersönlichen und der persönlichen Auffassung von der Absoluten Wahrheit klarstellen.

Text

śrī-bhagavān uvāca
mayy āveśya mano ye māṁ
nitya-yuktā upāsate
śraddhayā parayopetās
te me yukta-tamā matāḥ

Synonyms

śrī-bhagavān uvāca — die Höchste Persönlichkeit Gottes sprach; mayi — auf Mich; āveśya — richtend; manaḥ — den Geist; ye — diejenigen, die; mām — Mich; nitya — immer; yuktāḥ — beschäftigt; upāsate — Verehrung; śraddhayā — mit Glauben; parayā — transzendentalem; upetāḥ — ausgestattet; te — sie; me — von Mir; yukta-tamāḥ — am vollkommensten im yoga; matāḥ — werden erachtet.

Translation

Die Höchste Persönlichkeit Gottes sprach: Diejenigen, die ihren Geist auf Meine persönliche Gestalt richten und Mich stets mit großem, transzendentalem Glauben verehren, werden von Mir als die Vollkommensten angesehen.

Purport

ERLÄUTERUNG: Als Antwort auf Arjunas Frage sagt Kṛṣṇa klar, daß derjenige, der sich auf Seine persönliche Form konzentriert und Ihn mit Glauben und Hingabe verehrt, als der vollkommenste yogī angesehen werden muß. Für einen Menschen in solchem Kṛṣṇa-Bewußtsein gibt es keine materiellen Tätigkeiten, da er alles für Kṛṣṇa tut. Ein reiner Gottgeweihter ist ständig beschäftigt – manchmal chantet er, manchmal hört er über Kṛṣṇa, zuweilen liest er Bücher über Kṛṣṇa, dann wieder kocht er prasādam oder geht zum Marktplatz, um etwas für Kṛṣṇa zu kaufen; ein anderes Mal reinigt er den Tempel oder spült Geschirr. Doch was immer er auch tut, er läßt keinen Augenblick verstreichen, ohne seine Tätigkeiten Kṛṣṇa zu weihen. Solches Handeln findet in vollkommenem samādhi statt.

Text

ye tv akṣaram anirdeśyam
avyaktaṁ paryupāsate
sarvatra-gam acintyaṁ ca
kūṭa-stham acalaṁ dhruvam
sanniyamyendriya-grāmaṁ
sarvatra sama-buddhayaḥ
te prāpnuvanti mām eva
sarva-bhūta-hite ratāḥ

Synonyms

ye — diejenigen, die; tu — aber; akṣaram — das, was sich jenseits der Sinneswahrnehmung befindet; anirdeśyam — unbegrenzt; avyaktam — unmanifestiert; paryupāsate — sich völlig mit Verehrung beschäftigen; sarvatra-gam — alldurchdringend; acintyam — unbegreiflich; ca — auch; kūṭa-stham — unveränderlich; acalam — unbeweglich; dhruvam — gefestigt; sanniyamya — beherrschend; indriya-grāmam — alle Sinne; sarvatra — überall; sama-buddhayaḥ — gleichgesinnt; te — sie; prāpnuvanti — erreichen; mām — Mich; eva — gewiß; sarva-bhūta-hite — zum Wohl aller Lebewesen; ratāḥ — beschäftigt.

Translation

Diejenigen aber, die das Unmanifestierte verehren, das, was jenseits der Sinneswahrnehmung liegt, das Alldurchdringende, Unbegreifliche, Unwandelbare und Unbewegliche – den unpersönlichen Aspekt der Absoluten Wahrheit –, indem sie die Sinne beherrschen und jedem gleichgesinnt sind, solche Menschen, die zum Wohle aller beschäftigt sind, erreichen Mich am Ende ebenfalls.

Purport

ERLÄUTERUNG: Diejenigen, die den Höchsten Herrn, Kṛṣṇa, nicht direkt verehren, sondern versuchen, das gleiche Ziel durch einen indirekten Vorgang zu erreichen, gelangen am Ende ebenfalls zum höchsten Ziel, Śrī Kṛṣṇa. „Nach vielen Geburten sucht der Weise Zuflucht bei Mir, da er weiß, daß Vāsudeva alles ist.“ Wenn jemand nach vielen Geburten zu vollkommenem Wissen gelangt, ergibt er sich Śrī Kṛṣṇa. Wenn man sich Gott nach der in diesem Vers beschriebenen Methode zuwendet, muß man die Sinne beherrschen, jedem Dienst darbringen und zum Wohl aller Wesen tätig sein. Aus diesem Vers läßt sich schließen, daß man sich Śrī Kṛṣṇa zuwenden muß; ansonsten ist vollkommene Erkenntnis nicht möglich. Oft sind große Bußen erforderlich, bevor man sich Ihm völlig ergibt.

Um die Überseele in jeder individuellen Seele wahrzunehmen, muß man die Sinnestätigkeiten des Sehens, Hörens, Schmeckens, Handelns usw. einstellen. Dann gelangt man zu der Erkenntnis, daß die Höchste Seele überall gegenwärtig ist. Wenn man dies verstanden hat, beneidet man kein Lebewesen – man sieht keinen Unterschied mehr zwischen Mensch und Tier, da man nur die Seele sieht und nicht die äußere Hülle. Für den gewöhnlichen Menschen jedoch ist diese Methode der unpersönlichen Verwirklichung sehr schwierig.

Text

kleśo ’dhika-taras teṣām
avyaktāsakta-cetasām
avyaktā hi gatir duḥkhaṁ
dehavadbhir avāpyate

Synonyms

kleśaḥ — Mühe; adhika-taraḥ — sehr viel; teṣām — von ihnen; avyakta — dem Unmanifestierten; āsakta — angehaftet; cetasām — derjenigen, deren Geist; avyaktā — zum Unmanifestierten; hi — gewiß; gatiḥ — Fortschritt; duḥkham — mit Mühe; deha-vadbhiḥ — von den Verkörperten; avāpyate — wird erreicht.

Translation

Für diejenigen, deren Geist am unmanifestierten, unpersönlichen Aspekt des Höchsten haftet, ist Fortschritt sehr beschwerlich. Auf diesem Pfad fortzuschreiten ist für die verkörperten Seelen immer sehr schwierig.

Purport

ERLÄUTERUNG: Diejenigen Transzendentalisten, die sich dem unbegreiflichen, unmanifestierten, unpersönlichen Aspekt des Höchsten Herrn zuwenden, werden jñāna-yogīs genannt, und diejenigen, die völlig Kṛṣṇa-bewußt sind und sich im hingebungsvollen Dienst des Herrn beschäftigen, werden bhakti-yogīs genannt. Hier wird nun eindeutig der Unterschied zwischen jñāna-yoga und bhakti-yoga erklärt. Der Vorgang des jñāna-yoga führt zwar letztlich zum gleichen Ziel, aber er ist sehr beschwerlich, wohingegen der Pfad des bhakti-yoga, bei dem man sich direkt im Dienst der Höchsten Persönlichkeit Gottes betätigt, einfacher und für die verkörperte Seele natürlich ist. Die individuelle Seele ist seit unvordenklichen Zeiten verkörpert, und es fällt ihr sehr schwer, auch nur theoretisch zu verstehen, daß sie nicht der Körper ist. Deshalb verehrt der bhakti-yogī die Bildgestalt Kṛṣṇas, denn auf diese Weise kann die körperliche Lebensauffassung, die sich im Geist festgesetzt hat, richtig angewandt werden. Natürlich hat die Verehrung der Höchsten Persönlichkeit Gottes in Form Seiner Bildgestalt im Tempel nichts mit Götzenverehrung zu tun. Wie die vedischen Schriften erklären, kann Verehrung entweder saguṇa oder nirguṇa sein, das heißt Verehrung des Höchsten, der Eigenschaften besitzt bzw. keine Eigenschaften besitzt. Verehrung der Bildgestalt im Tempel ist saguṇa-Verehrung, da der Herr hierbei durch materielle Eigenschaften repräsentiert wird. Doch obwohl die Form des Herrn durch materielle Elemente wie Stein, Holz oder Ölfarbe repräsentiert wird, ist sie nicht materiell. Das ist das absolute Wesen des Höchsten Herrn.

Dies kann durch ein grobes Beispiel veranschaulicht werden. An der Straße sind Briefkästen aufgestellt, und wenn wir unsere Briefe in diese Kästen werfen, werden sie automatisch und ohne Schwierigkeiten an ihren Bestimmungsort gelangen. Aber jeder beliebige Kasten oder eine Imitation, die nicht vom Postamt aufgestellt wurde, wird diese Aufgabe nicht erfüllen. In ähnlicher Weise ist die Bildgestalt, die arcā- vigraha, eine autorisierte Repräsentation Gottes. Die arcā-vigraha ist eine Inkarnation des Höchsten Herrn, und durch diese Form nimmt Er Dienst entgegen. Gott ist omnipotent, allmächtig, und daher kann Er durch Seine Inkarnation der arcā-vigraha den Dienst Seines Geweihten entgegennehmen. Auf diese Weise macht Er es dem Menschen im bedingten Leben leicht, sich Ihm zu nähern.

Für einen Gottgeweihten ist es also nicht schwer, sich auf der Stelle direkt an den Höchsten zu wenden; diejenigen hingegen, die den unpersönlichen Weg der spirituellen Verwirklichung eingeschlagen haben, haben es sehr schwer. Sie müssen die unpersönliche Repräsentation des Höchsten verstehen, indem sie vedische Schriften wie die Upaniṣaden studieren; dazu müssen sie deren Sprache lernen, sie müssen die nichtwahrnehmbaren Gefühle verstehen und all diese Vorgänge bis ans Ende durchführen. Dies ist für einen gewöhnlichen Menschen nicht so leicht. Ein Mensch im Kṛṣṇa-Bewußtsein, der im hingebungsvollen Dienst tätig ist, kann einfach dadurch, daß er sich von einem echten spirituellen Meister führen läßt, der Bildgestalt regelmäßig Ehrerbietungen erweist, über die Herrlichkeit des Herrn hört und die Überreste der Speisen ißt, die dem Herrn dargebracht wurden, die Höchste Persönlichkeit Gottes sehr leicht erkennen. Ohne Zweifel beschreiten die Unpersönlichkeitsanhänger unnötigerweise einen mühseligen Pfad und riskieren dabei, daß sie die Absolute Wahrheit letztlich gar nicht erreichen. Der Persönlichkeitsanhänger dagegen wendet sich direkt an die Höchste Persönlichkeit Gottes, ohne jedes Risiko, ohne Mühsal und ohne Schwierigkeit. Im Śrīmad-Bhāgavatam findet man eine Textstelle mit einer ähnlichen Aussage. Es heißt dort: Man muß sich letzten Endes der Höchsten Persönlichkeit Gottes ergeben (und dieser Vorgang der Ergebung wird bhakti genannt), aber wenn man stattdessen die Mühe auf sich nimmt, zu analysieren, was Brahman und was nicht Brahman ist, und so sein ganzes Leben verbringt, dann ist das Ergebnis nur die Mühe, die man sich gemacht hat. Daher wird hier empfohlen, diesen mühsamen Pfad der Selbstverwirklichung nicht zu beschreiten, da das letztliche Ergebnis ungewiß ist.

Das Lebewesen ist ewiglich eine individuelle Seele, und wenn es in das spirituelle Ganze eingehen will, kann es bestenfalls den Ewigkeits- und den Wissensaspekt seines ursprünglichen Wesens verwirklichen, nicht aber den Glückseligkeitsaspekt. Durch die Gnade eines Gottgeweihten mag sich ein solcher Transzendentalist, der in bezug auf jñāna-yoga sehr gelehrt ist, dem Pfad des bhakti-yoga, dem Pfad des hingebungsvollen Dienstes, zuwenden. Dann jedoch wird die lange Beschäftigung mit der Unpersönlichkeitslehre zur Quelle weiterer Schwierigkeiten, da er die gewohnten Vorstellungen nicht aufgeben kann. Folglich bereitet das Unmanifestierte der verkörperten Seele nur Schwierigkeiten, sowohl während der Praxis als auch zur Zeit der Verwirklichung. Jedes Lebewesen besitzt eine gewisse Unabhängigkeit, und man sollte sich darüber im Klaren sein, daß diese unmanifestierte Erkenntnis der Natur des spirituellen, glückseligen Selbst widerspricht. Man sollte diesen Vorgang nicht aufnehmen. Der beste Weg für alle individuellen Lebewesen ist der Vorgang des Kṛṣṇa-Bewußtseins, der völlige Beschäftigung im Kṛṣṇa-Bewußtsein miteinschließt. Wenn man versucht, den hingebungsvollen Dienst zu meiden, so besteht die Gefahr, daß man dem Atheismus verfällt. Der Vorgang, die Aufmerksamkeit auf das Unmanifestierte und Unvorstellbare zu konzentrieren, das jenseits der Reichweite der Sinne liegt, wie es bereits in diesem Vers erklärt wurde, sollte deshalb niemals empfohlen werden, vor allem nicht im gegenwärtigen Zeitalter. Es ist ein Vorgang, von dem Śrī Kṛṣṇa abrät.

Text

ye tu sarvāṇi karmāṇi
mayi sannyasya mat-parāḥ
ananyenaiva yogena
māṁ dhyāyanta upāsate
teṣām ahaṁ samuddhartā
mṛtyu-saṁsāra-sāgarāt
bhavāmi na cirāt pārtha
mayy āveśita-cetasām

Synonyms

ye — diejenigen, die; tu — aber; sarvāṇi — alle; karmāṇi — Tätigkeiten; mayi — Mir; sannyasya — aufgebend; mat-parāḥ — Mir zugetan; ananyena — ohne Abweichung; eva — gewiß; yogena — durch Ausübung von solchem bhakti-yoga; mām — über Mich; dhyāyantaḥ — meditierend; upāsate — verehren; teṣām — von ihnen; aham — Ich; samuddhartā — der Erlöser; mṛtyu — des Todes; saṁsāra — im materiellen Dasein; sāgarāt — aus dem Ozean; bhavāmi — Ich werde; na — nicht; cirāt — nach langer Zeit; pārtha — o Sohn Pṛthās; mayi — auf Mich; āveśita — fest gerichtet; cetasām — von denjenigen, deren Geist.

Translation

Doch diejenigen, die Mich verehren, die all ihre Tätigkeiten Mir weihen, Mir ohne Abweichung hingegeben sind, sich im hingebungsvollen Dienst beschäftigen und immer über Mich meditieren, indem sie ihren Geist fest auf Mich richten, sie, o Sohn Pṛthās, befreie Ich sehr schnell aus dem Ozean von Geburt und Tod.

Purport

ERLÄUTERUNG: Es wird hier ausdrücklich gesagt, daß sich die Gottgeweihten in einer sehr glücklichen Lage befinden, da der Herr sie schon sehr bald aus dem materiellen Dasein befreien wird. Im reinen hingebungsvollen Dienst gelangt man zu der Erkenntnis, daß Gott groß ist und daß die individuelle Seele Ihm untergeordnet ist. Ihre Pflicht besteht darin, dem Herrn Dienst darzubringen; tut sie dies nicht, so wird sie māyā dienen.

Wie zuvor erklärt wurde, kann der Höchste Herr nur durch hingebungsvollen Dienst verstanden werden. Deshalb sollte man Ihm völlig hingegeben sein. Man sollte seinen Geist fest auf Kṛṣṇa richten, um Ihn zu erreichen. Man sollte nur für Kṛṣṇa arbeiten. Es spielt keine Rolle, welcher Beschäftigung man nachgeht, aber diese Beschäftigung sollte allein Kṛṣṇa gewidmet sein. Das ist der Standard des hingebungsvollen Dienstes. Der Gottgeweihte hat keinen anderen Wunsch, als die Höchste Persönlichkeit Gottes zu erfreuen. Die Mission seines Lebens besteht darin, Kṛṣṇa zu erfreuen, und für die Zufriedenstellung Kṛṣṇas kann er alles opfern, so wie es Arjuna in der Schlacht von Kurukṣetra tat. Der Vorgang ist sehr einfach: Man kann sich innerhalb seiner Arbeit Kṛṣṇa hingeben und gleichzeitig Hare Kṛṣṇa, Hare Kṛṣṇa, Kṛṣṇa Kṛṣṇa, Hare Hare/ Hare Rāma, Hare Rāma, Rāma Rāma, Hare Hare chanten. Solches transzendentales Chanten erweckt im Gottgeweihten Zuneigung zur Persönlichkeit Gottes.

Der Höchste Herr verspricht hier, daß Er einen reinen Gottgeweihten, der auf solche Weise beschäftigt ist, unverzüglich aus dem Ozean der materiellen Existenz befreien wird. Diejenigen, die auf dem Pfad des yoga fortgeschritten sind, können die Seele auf Wunsch durch den yoga-Vorgang auf jeden beliebigen Planeten erheben, und es gibt andere, die mit verschiedenen Mitteln das gleiche Ziel anstreben; doch was den Gottgeweihten betrifft, so heißt es hier eindeutig, daß der Herr persönlich kommt, um ihn zu erlösen. Der Gottgeweihte braucht also nicht zu warten, bis er hochqualifiziert ist, um sich selbst in den spirituellen Himmel zu erheben.

Im Varāha Purāṇa findet man folgenden Vers:

nayāmi paramaṁ sthānam
arcir-ādi-gatiṁ vinā
garuḍa-skandham āropya
yatheccham anivāritaḥ

Dieser Vers besagt, daß ein Gottgeweihter nicht aṣṭāṅga-yoga, zu praktizieren braucht, um seine Seele zu den spirituellen Planeten zu erheben. Die Verantwortung hierfür übernimmt der Höchste Herr persönlich. Er sagt hier eindeutig, daß Er Selbst zum Befreier Seines Geweihten wird. Ein Kind wird in jeder Beziehung von seinen Eltern umsorgt und kann sich daher geborgen fühlen. In ähnlicher Weise braucht sich ein Gottgeweihter nicht zu bemühen, sich durch die Ausübung von yoga auf andere Planeten zu erheben. Vielmehr kommt der Höchste Herr in Seiner großen Barmherzigkeit sogleich auf Seinem gefiederten Träger Garuḍa herbei und befreit den Gottgeweihten unverzüglich aus dem materiellen Dasein. Ein Mann, der ins Meer gefallen ist, mag sehr schwer kämpfen und mag auch ein guter Schwimmer sein, aber er kann sich nicht selbst retten. Wenn aber jemand zu Hilfe kommt und ihn aus dem Wasser zieht, wird er ohne Schwierigkeit gerettet. In ähnlicher Weise zieht der Herr den Gottgeweihten aus dem materiellen Dasein. Man braucht nur den einfachen Vorgang des Kṛṣṇa-Bewußtseins zu praktizieren und sich vollständig im hingebungsvollen Dienst zu beschäftigen. Jeder intelligente Mensch sollte den Vorgang des hingebungsvollen Dienstes stets allen anderen Pfaden vorziehen. Im Nārāyaṇīya wird dies wie folgt bestätigt:

yā vai sādhana-sampattiḥ
puruṣārtha-catuṣṭaye
tayā vinā tad āpnoti
naro nārāyaṇāśrayaḥ

Die Bedeutung dieses Verses ist, daß man sich nicht mit den verschiedenen Vorgängen fruchtbringender Tätigkeiten oder mit der Entwicklung von Wissen durch gedankliche Spekulation befassen sollte. Wer der Höchsten Persönlichkeit hingegeben ist, kann alles erreichen, was durch andere yoga-Vorgänge, Spekulation, Opfer, Wohltätigkeit, Rituale usw. erreicht werden kann. Das ist der besondere Segen, den der hingebungsvolle Dienst gewährt.

Einfach durch das Chanten von Kṛṣṇas Heiligem Namen – Hare Kṛṣṇa, Hare Kṛṣṇa, Kṛṣṇa Kṛṣṇa, Hare Hare/ Hare Rāma, Hare Rāma, Rāma Rāma, Hare Hare – kann sich ein Geweihter des Herrn voller Freude und ohne Schwierigkeit dem höchsten Ziel nähern. Dieses Ziel kann man durch keinen anderen Vorgang der Religion erreichen.

Die Schlußfolgerung der Bhagavad-gītā findet man im Achtzehnten Kapitel:

sarva-dharmān parityajya
mām ekaṁ śaraṇaṁ vraja
ahaṁ tvāṁ sarva-pāpebhyo
mokṣayiṣyāmi mā śucaḥ

Man sollte alle anderen Vorgänge der Selbstverwirklichung aufgeben und einfach hingebungsvollen Dienst im Kṛṣṇa-Bewußtsein ausüben. So wird man in der Lage sein, die höchste Vollkommenheit des Lebens zu erreichen. Man braucht sich um die sündhaften Handlungen seines vergangenen Lebens keine Gedanken zu machen, denn man wird vom Höchsten Herrn völlig beschützt. Daher sollte man nicht versuchen, sich selbst durch spirituelle Erkenntnis zu befreien, denn das wäre sowieso nutzlos. Möge jeder beim höchsten allmächtigen Gott, Kṛṣṇa, Zuflucht suchen. Das ist die höchste Vollkommenheit des Lebens.

Text

mayy eva mana ādhatsva
mayi buddhiṁ niveśaya
nivasiṣyasi mayy eva
ata ūrdhvaṁ na saṁśayaḥ

Synonyms

mayi — auf Mich; eva — gewiß; manaḥ — Geist; ādhatsva — richte; mayi — auf Mich; buddhim — Intelligenz; niveśaya — verwende; nivasiṣyasi — du wirst leben; mayi — in Mir; eva — gewiß; ataḥ ūrdhvam — danach; na — niemals; saṁśayaḥ — Zweifel.

Translation

Richte deinen Geist einfach auf Mich, die Höchste Persönlichkeit Gottes, und beschäftige all deine Intelligenz mit Mir. So wirst du ohne Zweifel immer in Mir leben.

Purport

ERLÄUTERUNG: Jemand, der in Śrī Kṛṣṇas hingebungsvollem Dienst tätig ist, lebt in einer direkten Beziehung mit dem Höchsten Herrn; es läßt sich also nicht bezweifeln, daß er sich von Anfang an auf der transzendentalen Ebene befindet. Ein Gottgeweihter lebt nicht auf der materiellen Ebene – er lebt in Kṛṣṇa. Der Heilige Name des Herrn und der Herr Selbst sind nicht voneinander verschieden; wenn daher ein Gottgeweihter Hare Kṛṣṇa chantet, tanzen Kṛṣṇa und Seine innere Energie auf der Zunge des Gottgeweihten. Wenn er Kṛṣṇa Nahrung opfert, nimmt Kṛṣṇa diese Speisen direkt an, und der Gottgeweihte wird Kṛṣṇa-isiert, indem er die Überreste ißt. Jemand, der sich nicht in solchem Dienst beschäftigt, kann nicht verstehen, wie dies möglich ist, obgleich es sich hierbei um einen Vorgang handelt, der in der Bhagavad-gītā und in anderen vedischen Schriften empfohlen wird.

Text

atha cittaṁ samādhātuṁ
na śaknoṣi mayi sthiram
abhyāsa-yogena tato
mām icchāptuṁ dhanañ-jaya

Synonyms

atha — wenn, daher; cittam — Geist; samādhātum — zu richten; na — nicht; śaknoṣi — du bist imstande; mayi — auf Mich; sthiram — stetig; abhyāsa- yogena — durch die Ausübung hingebungsvollen Dienstes; tataḥ — dann; mām — Mich; icchā — Wunsch; āptum — zu bekommen; dhanam-jaya — o Gewinner von Reichtum, Arjuna.

Translation

Mein lieber Arjuna, o Gewinner von Reichtum, wenn du deinen Geist nicht ohne Abweichung auf Mich richten kannst, so befolge die regulierenden Prinzipien des bhakti-yoga, und entwickle auf diese Weise den Wunsch, zu Mir zu gelangen.

Purport

ERLÄUTERUNG: In diesem Vers ist von zwei verschiedenen Vorgängen des bhakti-yoga die Rede. Der erste ist für diejenigen bestimmt, die durch transzendentale Liebe bereits Zuneigung zu Kṛṣṇa, der Höchsten Persönlichkeit Gottes, entwickelt haben. Und der andere Vorgang ist für diejenigen bestimmt, die diese transzendentale Liebe und Zuneigung zur Höchsten Person noch nicht entwickelt haben. Für die letztere Gruppe gibt es verschiedene vorgeschriebene Regeln und Regulierungen, die einem helfen, letztlich auf die Stufe der Zuneigung zu Kṛṣṇa erhoben zu werden.

Bhakti-yoga bedeutet Läuterung der Sinne. Im gegenwärtigen Zustand, im materiellen Dasein, sind die Sinne immer unrein, weil sie mit Sinnenbefriedigung beschäftigt sind. Durch die Ausübung von bhakti-yoga jedoch können die Sinne geläutert werden, und in diesem geläuterten Zustand kommen sie direkt mit dem Höchsten Herrn in Verbindung. Wenn man im materiellen Dasein einem Meister dient, dient man ihm nicht wirklich mit Liebe, sondern lediglich des Geldes wegen. Und auch der Meister kennt keine Liebe; er nimmt den Dienst entgegen und zahlt den Lohn. Von Liebe kann also keine Rede sein. Was jedoch spirituelles Leben betrifft, so muß man zur reinen Stufe der Liebe erhoben werden. Diese Stufe der Liebe kann durch die Ausübung hingebungsvollen Dienstes erreicht werden, der mit den gegenwärtigen Sinnen ausgeführt wird.

Diese Liebe zu Gott, die im Herzen eines jeden vorhanden ist, befindet sich zur Zeit in einem schlummernden Zustand. Sie nimmt dort verschiedene Erscheinungsformen an, die jedoch durch den Einfluß der Materie verunreinigt sind. Deshalb ist es notwendig, das Herz vom Einfluß der Materie zu läutern und die schlummernde, natürliche Liebe zu Kṛṣṇa wiederzuerwecken. Das ist der Vorgang des Kṛṣṇa-Bewußtseins.

Um bhakti-yoga zu praktizieren, sollte man, unter der Führung eines kundigen spirituellen Meisters, bestimmte regulierende Prinzipien ausüben: Man sollte frühmorgens aufstehen, ein Bad nehmen, in den Tempel gehen, Gebete darbringen und Hare Kṛṣṇa chanten, dann Blumen pflücken, um sie der Bildgestalt darzubringen, Speisen zubereiten, um sie der Bildgestalt darzubringen, prasādam zu sich nehmen, usw. Es gibt verschiedene Regeln und Regulierungen, die man beachten sollte. Überdies sollte man ständig von reinen Gottgeweihten aus der Bhagavad-gītā und dem Śrīmad-Bhāgavatam hören. Das Befolgen dieser Prinzipien kann es jedem ermöglichen, zur Ebene der Liebe zu Gott erhoben zu werden, und dann ist es sicher, daß man in das spirituelle Königreich Gottes gelangt. Die Ausübung von bhakti-yoga nach den obengenannten Regeln und Vorschriften unter der Anleitung eines spirituellen Meisters wird einen mit Sicherheit auf die Stufe der Liebe zu Gott erheben.

Text

abhyāse ’py asamartho ’si
mat-karma-paramo bhava
mad-artham api karmāṇi
kurvan siddhim avāpsyasi

Synonyms

abhyāse — bei der Ausübung von; api — selbst wenn; asamarthaḥ — unfähig; asi — du bist; mat-karma — Meine Arbeit; paramaḥ — gewidmet; bhava — werde; mat-artham — für Mich; api — sogar; karmāṇi — Arbeit; kurvan — ausführend; siddhim — Vollkommenheit; avāpsyasi — du wirst erreichen.

Translation

Wenn du die Prinzipien des bhakti-yoga nicht praktizieren kannst, dann versuche einfach, für Mich zu arbeiten, denn indem du für Mich arbeitest, kannst du die Stufe der Vollkommenheit erreichen.

Purport

ERLÄUTERUNG: Selbst jemand, der nicht imstande ist, die Vorgänge des bhakti-yoga unter der Anleitung eines spirituellen Meisters auszuüben, kann auf die Stufe der Vollkommenheit erhoben werden, wenn er für den Höchsten Herrn arbeitet. Wie diese Arbeit zu verrichten ist, wurde bereits im fünfundfünfzigsten Vers des Elften Kapitels erklärt. Man sollte mit der Verbreitung des Kṛṣṇa-Bewußtseins sympathisieren. Es gibt viele Gottgeweihte, die mit der Verbreitung des Kṛṣṇa-Bewußtseins beschäftigt sind, und sie benötigen Unterstützung. Selbst wenn man also nicht direkt die Prinzipien des bhakti-yoga ausüben kann, kann man versuchen, die Gottgeweihten in ihrer Mission zu unterstützen. Jede Bemühung erfordert Land, Kapital, Organisation und Arbeit. Genauso wie man im Geschäftsleben eine Niederlassung, Kapital, Arbeit und eine Organisation braucht, um sich zu erweitern, so sind auch in Kṛṣṇas Dienst solche Dinge erforderlich. Der einzige Unterschied besteht darin, daß man im Materialismus für die Befriedigung der Sinne arbeitet. Die gleiche Arbeit kann jedoch für die Zufriedenstellung Kṛṣṇas verrichtet werden, und dann sind es spirituelle Tätigkeiten. Wenn man genügend Geld besitzt, kann man den Bau eines Zentrums oder eines Tempels zur Verbreitung des Kṛṣṇa-Bewußtseins unterstützen. Oder man kann die Publikation Kṛṣṇa-bewußter Literatur fördern. Es gibt viele solcher Tätigkeitsbereiche im Kṛṣṇa-Bewußtsein, und man sollte sich für solche Tätigkeiten interessieren und sie unterstützen. Wenn man nicht die Früchte seiner Arbeit opfern kann, kann man zumindest einen gewissen Teil spenden, um Kṛṣṇa-Bewußtsein zu verbreiten. Dieser freiwillige Dienst für die Mission des Kṛṣṇa-Bewußtseins wird einem helfen, seine Liebe zu Gott zu entwickeln, wodurch man die Vollkommenheit erreicht.

Text

athaitad apy aśakto ’si
kartuṁ mad-yogam āśritaḥ
sarva-karma-phala-tyāgaṁ
tataḥ kuru yatātmavān

Synonyms

atha — selbst wenn; etat — dies; api — auch; aśaktaḥ — nicht imstande; asi — du bist; kartum — auszuführen; mat — für Mich; yogam — im hingebungsvollen Dienst; āśritaḥ — Zuflucht nehmend; sarva-karma — aller Handlungen; phala — von den Ergebnissen; tyāgam — Entsagung; tataḥ — dann; kuru — tue; yata-ātma-vān — im Selbst verankert.

Translation

Wenn du jedoch nicht imstande bist, in diesem Bewußtsein für Mich zu arbeiten, dann versuche, allen Früchten deiner Arbeit zu entsagen und im Selbst verankert zu sein.

Purport

ERLÄUTERUNG: Es kann sein, daß man aus gesellschaftlichen, familiären oder religiösen Erwägungen oder aus anderen Hinderungsgründen nicht einmal imstande ist, mit den Tätigkeiten des Kṛṣṇa-Bewußtseins zu sympathisieren. Wenn man sich direkt den Tätigkeiten des Kṛṣṇa-Bewußtseins anschließt, könnten Familienangehörige Einwände erheben, oder es könnten viele andere Schwierigkeiten auftreten. Einem Menschen, der vor diesem Problem steht, wird geraten, die angehäuften Ergebnisse seiner Arbeit für einen guten Zweck zu spenden. Die vedischen Schriften beschreiben in diesem Zusammenhang viele Vorgänge. Es gibt verschiedene Opfervorgänge für den Vollmondtag, und es gibt besondere Zeremonien, bei denen man die Ergebnisse seiner vergangenen Arbeit verwenden kann. So kann man allmählich auf die Ebene des Wissens erhoben werden. Manchmal sieht man auch, daß jemand, der an den Tätigkeiten des Kṛṣṇa-Bewußtseins nicht interessiert ist, einem Krankenhaus oder einer anderen sozialen Einrichtung Geld spendet und so den schwerverdienten Früchten seiner Arbeit entsagt. Auch dies wird hier empfohlen, denn wenn man sich darin übt, auf die Früchte seiner Arbeit zu verzichten, ist es sicher, daß man allmählich seinen Geist läutert, und auf dieser geläuterten Stufe des Geistes wird man in der Lage sein, Kṛṣṇa-Bewußtsein zu verstehen. Natürlich ist Kṛṣṇa- Bewußtsein nicht von irgendeiner anderen Erfahrung abhängig, denn Kṛṣṇa-Bewußtsein allein genügt, um den Geist eines Menschen zu läutern; aber wenn man sich aus irgendwelchen Gründen nicht in der Lage sieht, sich dem Kṛṣṇa-Bewußtsein zuzuwenden, kann man versuchen, den Ergebnissen seiner Handlungen zu entsagen. So gesehen, können auch sozialer Dienst, Dienst an der Gemeinde, an der Nation, Opfer für das Vaterland usw. annehmbar sein, mit dem Ziel, eines Tages auf die Stufe reinen hingebungsvollen Dienstes zum Höchsten Herrn zu gelangen. In der Bhagavad-gītā (18.46) finden wir die folgende Aussage: yataḥ pravṛttir bhūtānām: Wenn man sich dazu entschließt, für die höchste Ursache Opfer darzubringen, wird man, selbst wenn man nicht weiß, daß die höchste Ursache Kṛṣṇa ist, durch diesen Vorgang des Opfers allmählich zu der Einsicht gelangen, daß Kṛṣṇa die höchste Ursache ist.

Text

śreyo hi jñānam abhyāsāj
jñānād dhyānaṁ viśiṣyate
dhyānāt karma-phala-tyāgas
tyāgāc chāntir anantaram

Synonyms

śreyaḥ — besser; hi — gewiß; jñānam — Wissen; abhyāsāt — als die Ausübung; jñānāt — als Wissen; dhyānam — Meditation; viśiṣyate — wird als besser angesehen; dhyānāt — als Meditation; karma-phala-tyāgaḥ — Entsagung der Ergebnisse fruchtbringender Tätigkeiten; tyāgāt — durch solche Entsagung; śāntiḥ — Frieden; anantaram — danach.

Translation

Wenn du nicht auf diese Weise handeln kannst, dann beschäftige dich mit der Entwicklung von Wissen. Besser als Wissen jedoch ist Meditation, und besser als Meditation ist die Entsagung der Früchte seiner Tätigkeiten, denn durch solche Entsagung kann man inneren Frieden erlangen.

Purport

ERLÄUTERUNG: Wie in den vorherigen Versen erklärt wurde, gibt es zwei Arten hingebungsvollen Dienstes: den Weg der regulierenden Prinzipien und den Weg der vorbehaltlosen Zuneigung und Liebe zur Höchsten Persönlichkeit Gottes. Denjenigen, die tatsächlich nicht imstande sind, den Prinzipien des Kṛṣṇa-Bewußtseins zu folgen, wird empfohlen, Wissen zu entwickeln, denn durch Wissen kann man seine wahre Stellung verstehen lernen. Allmählich wird sich das Wissen zur Stufe der Meditation entwickeln, und durch Meditation bekommt man die Möglichkeit, allmählich die Höchste Persönlichkeit Gottes zu verstehen. Es gibt Vorgänge, die einen glauben machen, man sei selbst der Höchste, und diese Art der Meditation wird von denjenigen vorgezogen, die unfähig sind, sich im hingebungsvollen Dienst zu beschäftigen. Wenn man nicht in der Lage ist, auf solche Weise zu meditieren, so sollte man die Pflichten befolgen, die in den vedischen Schriften für brāhmaṇas, kṣatriyas, vaiśyas und śūdras vorgeschrieben sind und die im letzten Kapitel der Bhagavad-gītā beschrieben werden. In jedem Falle aber sollte man dem Ergebnis oder der Frucht seines karma entsagen, was bedeutet, daß man das Ergebnis seiner Arbeit für einen guten Zweck verwendet.

Zusammenfassend gesagt, gibt es zwei Vorgänge, die Höchste Persönlichkeit Gottes, das höchste Ziel, zu erreichen: den Vorgang allmählicher Entwicklung und den direkten Vorgang. Hingebungsvoller Dienst im Kṛṣṇa-Bewußtsein ist der direkte Vorgang, und der andere Vorgang besteht darin, den Früchten seiner Tätigkeiten zu entsagen. Auf diese Weise kann man auf die Stufe des Wissens gelangen, dann auf die Stufe der Meditation, dann auf die Stufe der Erkenntnis der Überseele und schließlich auf die Stufe der Erkenntnis der Höchsten Persönlichkeit Gottes. Man kann sich entweder für den Schritt-für-Schritt-Vorgang oder für den direkten Pfad entscheiden. Der direkte Vorgang ist nicht für jeden möglich, und daher ist der indirekte Vorgang ebenfalls gut. Man sollte jedoch verstehen, daß der indirekte Vorgang nicht Arjuna empfohlen wird, da er sich bereits auf der Stufe des liebenden hingebungsvollen Dienstes zum Höchsten Herrn befand. Der indirekte Weg ist für diejenigen bestimmt, die sich nicht auf dieser Stufe befinden; sie sollten dem allmählichen Pfad der Entsagung, des Wissens, der Meditation und der Erkenntnis der Überseele und des Brahman folgen. Was jedoch die Bhagavad-gītā betrifft, so wird hier die direkte Methode betont. Jedem wird geraten, den direkten Vorgang aufzunehmen und sich der Höchsten Persönlichkeit Gottes, Kṛṣṇa, zu ergeben.

Text

adveṣṭā sarva-bhūtānāṁ
maitraḥ karuṇa eva ca
nirmamo nirahaṅkāraḥ
sama-duḥkha-sukhaḥ kṣamī
santuṣṭaḥ satataṁ yogī
yatātmā dṛḍha-niścayaḥ
mayy arpita-mano-buddhir
yo mad-bhaktaḥ sa me priyaḥ

Synonyms

adveṣṭā — neidlos; sarva-bhūtānām — zu allen Lebewesen; maitraḥ — freundlich; karuṇaḥ — gütig; eva — gewiß; ca — auch; nirmamaḥ — ohne Besitzgefühl; nirahaṅkāraḥ — ohne falsches Ego; sama — gleich; duḥkha — in Leid; sukhaḥ — und Glück; kṣamī — verzeihend; santuṣṭaḥ — zufrieden; satatam — immer; yogī — jemand, der in Hingabe beschäftigt ist; yata-ātmā — selbstbeherrscht; dṛḍha-niścayaḥ — mit Entschlossenheit; mayi — zu Mir; arpita — beschäftigt; manaḥ — Geist; buddhiḥ — und Intelligenz; yaḥ — jemand, der; mat-bhaktaḥ — Mein Geweihter; saḥ — er; me — Mir; priyaḥ — lieb.

Translation

Wer nicht neidisch, sondern allen Lebewesen ein gütiger Freund ist, wer keinen Besitzanspruch erhebt und von falschem Ego frei ist, wer in Glück und Leid gleichmütig bleibt, wer duldsam, immer zufrieden und selbstbeherrscht ist und sich mit Entschlossenheit im hingebungsvollen Dienst beschäftigt, indem er Geist und Intelligenz auf Mich richtet – ein solcher Geweihter ist Mir sehr lieb.

Purport

ERLÄUTERUNG: Der Herr wendet Sich nun wieder dem reinen hingebungsvollen Dienst zu und beschreibt in diesen beiden Versen die transzendentalen Eigenschaften eines reinen Gottgeweihten. Ein reiner Gottgeweihter wird niemals durch irgendwelche Umstände verwirrt. Weder beneidet er irgend jemanden, noch wird er seines Feindes Feind. Er denkt: „Es ist nur auf meine eigenen Missetaten der Vergangenheit zurückzuführen, daß diese Person sich mir gegenüber als Feind verhält. Deshalb ist es besser, zu leiden, als zu protestieren.“ Im Śrīmad- Bhāgavatam (10.14.8) heißt es: tat te ’nukampāṁ su-samīkṣa māṇo bhuñjāna evātma-kṛtaṁ vipākam. Wenn ein Gottgeweihter leidet oder in Schwierigkeiten ist, sieht er dies als die Barmherzigkeit des Herrn an. Er denkt: „Aufgrund meiner vergangenen Missetaten sollte ich eigentlich viel, viel mehr leiden, als ich jetzt leide. Es ist nur der Barmherzigkeit des Höchsten Herrn zu verdanken, daß ich nicht die Strafe bekomme, die ich verdiene. Durch die Barmherzigkeit der Höchsten Persönlichkeit Gottes bekomme ich nur einen geringen Teil.“ Deshalb ist der Gottgeweihte trotz vieler leidvoller Umstände immer gelassen, ruhig und geduldig. Auch ist er jedem stets freundlich gesinnt, selbst einem Feind. Nirmama bedeutet, daß ein Gottgeweihter den Leiden und Schwierigkeiten, die sich auf den Körper beziehen, nicht viel Bedeutung beimißt, da er genau verstanden hat, daß er nicht der materielle Körper ist. Er identifiziert sich nicht mit dem Körper; daher ist er frei von den Vorstellungen des falschen Ego und bleibt in Glück und Leid ausgeglichen. Er ist duldsam, und er ist mit allem zufrieden, was er durch die Gnade des Höchsten Herrn bekommt. Er bemüht sich nicht sonderlich um etwas, was nur unter großen Schwierigkeiten zu erreichen ist; deshalb ist er immer voller Freude. Er ist der vollkommenste Transzendentalist, denn er ist in den Anweisungen, die er von seinem spirituellen Meister empfangen hat, gefestigt, und weil seine Sinne beherrscht sind, ist er entschlossen. Er wird durch falsche Argumente nicht verunsichert, denn niemand kann ihn von seiner festen Entschlossenheit im hingebungsvollen Dienst abbringen. Er ist sich völlig darüber bewußt, daß Kṛṣṇa der ewige Herr ist, und daher kann ihn niemand aus der Fassung bringen. All diese Eigenschaften ermöglichen es ihm, seinen Geist und seine Intelligenz gänzlich auf den Höchsten Herrn zu richten. Eine solch hohe Stufe des hingebungsvollen Dienstes ist zweifellos sehr rar, doch ein Gottgeweihter erreicht diese Ebene, indem er den regulierenden Prinzipien des hingebungsvollen Dienstes folgt. Der Herr sagt des weiteren, daß Ihm ein solcher Gottgeweihter sehr lieb ist, denn Er ist mit den Tätigkeiten, die dieser Gottgeweihte in vollkommenem Kṛṣṇa-Bewußtsein ausführt, immer zufrieden.

Text

yasmān nodvijate loko
lokān nodvijate ca yaḥ
harṣāmarṣa-bhayodvegair
mukto yaḥ sa ca me priyaḥ

Synonyms

yasmāt — von dem; na — nie; udvijate — werden gestört; lokaḥ — Menschen; lokāt — von Menschen; na — nie; udvijate — ist verwirrt; ca — auch; yaḥ — jeder, der; harṣa — von Glück; amarṣa — Leid; bhaya — Furcht; udvegaiḥ — und Sorge; muktaḥ — befreit; yaḥ — der; saḥ — jeder; ca — auch; me — Mir; priyaḥ — sehr lieb.

Translation

Derjenige, der niemanden in Schwierigkeiten bringt und der sich von niemandem verwirren läßt, der in Glück und Leid, Furcht und Sorge, ausgeglichen bleibt, ist Mir sehr lieb.

Purport

ERLÄUTERUNG: Hier werden weitere Eigenschaften eines Gottgeweihten beschrieben. Ein solcher Gottgeweihter bereitet niemandem Schwierigkeiten, Besorgnis, Angst oder Unzufriedenheit. Da ein Gottgeweihter jedem freundlich gesinnt ist, handelt er nie in einer Weise, die andere in Schwierigkeiten bringt, und wenn andere versuchen, dem Gottgeweihten Schwierigkeiten zu bereiten, läßt er sich nicht verwirren. Es ist auf die Gnade des Herrn zurückzuführen, daß er darin geübt ist, sich von keiner äußeren Störung beeinflussen zu lassen. Tatsächlich ist es so, daß ein Gottgeweihter, der ständig ins Kṛṣṇa-Bewußtsein vertieft und ständig im hingebungsvollen Dienst beschäftigt ist, durch keine äußeren Umstände aus der Ruhe gebracht werden kann. Im allgemeinen ist ein materialistischer Mensch sehr glücklich, wenn er etwas für seine Sinnenbefriedigung und seinen Körper bekommt, doch sobald er sieht, daß andere etwas für die Befriedigung ihrer Sinne haben, was er nicht hat, wird er mißmutig und neidisch. Wenn er die Rache eines Feindes erwartet, fürchtet er sich, und wenn er ein Vorhaben nicht erfolgreich durchführen kann, verliert er den Mut. Ein Gottgeweihter, der immer in transzendentaler Stellung zu solchen Störungen steht, ist Kṛṣṇa sehr lieb.

Text

anapekṣaḥ śucir dakṣa
udāsīno gata-vyathaḥ
sarvārambha-parityāgī
yo mad-bhaktaḥ sa me priyaḥ

Synonyms

anapekṣaḥ — neutral; śuciḥ — rein; dakṣaḥ — sachkundig; udāsīnaḥ — frei von Sorgen; gata-vyathaḥ — frei von allem Leid; sarva-ārambha — aller Bestrebungen; parityāgī — Entsagender; yaḥ — jeder, der; mat-bhaktaḥ — Mein Geweihter; saḥ — er; me — Mir; priyaḥ — sehr lieb.

Translation

Mein Geweihter, der nicht vom gewohnten Verlauf der Tätigkeiten abhängig ist, der rein, sachkundig, ohne Sorgen und frei von allem Leid ist und nicht nach Ergebnissen trachtet, ist Mir sehr lieb.

Purport

ERLÄUTERUNG: Ein Gottgeweihter nimmt Geld entgegen, wenn es ihm angeboten wird, aber er sollte sich nicht hart darum bemühen, es zu erwerben. Wenn ihm von selbst, durch die Gnade des Herrn, Geld zukommt, wird er nicht aus der Ruhe gebracht. Es ist für einen Gottgeweihten selbstverständlich, mindestens zweimal täglich ein Bad zu nehmen und frühmorgens aufzustehen, um sich im hingebungsvollen Dienst zu beschäftigen. So ist er von Natur aus innerlich wie auch äußerlich rein. Ein Gottgeweihter ist immer sachkundig, weil er den Sinn und Kern aller Tätigkeiten des Lebens genau versteht und weil er von den autoritativen Schriften überzeugt ist. Ein Gottgeweihter ergreift niemals für eine bestimmte Gruppierung Partei, und daher ist er frei von Sorgen. Er leidet nie, denn er ist frei von allen Designationen. Er weiß, daß sein Körper eine Designation ist, und daher können ihn körperliche Schmerzen nicht beeinflussen. Ein reiner Gottgeweihter bemüht sich um nichts, was den Prinzipien des hingebungsvollen Dienstes widerspricht. Es erfordert zum Beispiel viel Energie, ein großes Gebäude zu errichten, und ein Gottgeweihter übernimmt eine solche Aufgabe nicht, wenn er dadurch nicht seinen hingebungsvollen Dienst erweitern kann. Er mag einen Tempel für den Herrn bauen und viele damit verbundene Sorgen auf sich nehmen, doch er wird kein großes Haus für sich und seine Verwandten bauen.

Text

yo na hṛṣyati na dveṣṭi
na śocati na kāṅkṣati
śubhāśubha-parityāgī
bhaktimān yaḥ sa me priyaḥ

Synonyms

yaḥ — jemand, der; na — niemals; hṛṣyati — freut sich; na — niemals; dveṣṭi — ist bekümmert; na — niemals; śocati — klagt; na — niemals; kāṅkṣati — begehrt; śubha — des Glückverheißenden; aśubha — und des Unglückverheißenden; parityāgi — Entsagender; bhakti-mān — Gottgeweihter; yaḥ — jemand, der; saḥ — er ist; me — Mir; priyaḥ — lieb.

Translation

Wer weder frohlockt noch bekümmert ist, weder klagt noch etwas begehrt und sowohl glückverheißenden wie auch unglückverheißenden Dingen entsagt – ein solcher Gottgeweihter ist Mir sehr lieb.

Purport

ERLÄUTERUNG: Ein reiner Gottgeweihter ist bei materiellem Gewinn und Verlust weder glücklich noch betrübt. Auch ist er nicht sehr bestrebt, einen Sohn oder Schüler zu bekommen, und er ist nicht betrübt, wenn er sie nicht bekommt. Wenn er etwas verliert, was ihm sehr lieb ist, klagt er nicht. Und wenn er nicht das bekommt, was er sich wünscht, ist er nicht betrübt. Er ist transzendental zu allen Arten glückverheißender und unglückverheißender, sündhafter Handlungen. Er ist bereit, für die Zufriedenstellung des Höchsten Herrn jedes Risiko auf sich zu nehmen. Nichts kann ihn an der Ausführung seines hingebungsvollen Dienstes hindern. Ein solcher Gottgeweihter ist Kṛṣṇa sehr lieb.

Text

samaḥ śatrau ca mitre ca
tathā mānāpamānayoḥ
śītoṣṇa-sukha-duḥkheṣu
samaḥ saṅga-vivarjitaḥ
tulya-nindā-stutir maunī
santuṣṭo yena kenacit
aniketaḥ sthira-matir
bhaktimān me priyo naraḥ

Synonyms

samaḥ — gleich; śatrau — zu einem Feind; ca — auch; mitre — zu einem Freund; ca — auch; tathā — so; māna — bei Ehre; apamānayoḥ — und Schmach; śīta — bei Kälte; uṣṇa — Hitze; sukha — Glück; duḥkheṣu — und Leid; samaḥ — ausgeglichen; saṅga-vivarjitaḥ — frei von aller Gemeinschaft; tulya — gleich; nindā — bei Beleidigung; stutiḥ — und Ansehen; maunī — schweigsam; santuṣṭaḥ — zufrieden; yena kenacit — mit allem; aniketaḥ — keine Unterkunft habend; sthira — gefestigte; matiḥ — Entschlossenheit; bhakti-mān — in Hingabe beschäftigt; me — zu Mir; priyaḥ — lieb; naraḥ — ein Mensch.

Translation

Wer Freunden und Feinden gleichgesinnt ist, wer bei Ehre und Schmach, Hitze und Kälte, Glück und Leid sowie Ruhm und Schande Gleichmut bewahrt, wer stets frei ist von verunreinigender Gemeinschaft, wer immer schweigsam und mit allem zufrieden ist, wer sich nicht um eine Unterkunft sorgt, wer im Wissen gefestigt ist und sich in Meinem hingebungsvollen Dienst beschäftigt – ein solcher Mensch ist Mir sehr lieb.

Purport

ERLÄUTERUNG: Ein Gottgeweihter ist immer frei von aller schlechten Gemeinschaft. Manchmal wird man gelobt und manchmal beleidigt; das bringt das Leben in der menschlichen Gesellschaft mit sich. Doch ein Gottgeweihter ist immer transzendental zu künstlicher Ehre und Schmach, künstlichem Glück und Leid. Er ist sehr duldsam. Er spricht über kein anderes Thema als Kṛṣṇa; deshalb heißt es, daß er schweigsam ist. Schweigsam zu sein bedeutet nicht, daß man nichts sagen sollte; es bedeutet vielmehr, daß man keinen Unsinn spricht. Man sollte nur über Wesentliches sprechen, und das Wesentlichste für einen Gottgeweihten sind Themen, die mit dem Höchsten Herrn verbunden sind. Ein Gottgeweihter ist unter allen Umständen glücklich. Manchmal bekommt er sehr wohlschmeckende Speisen und manchmal nicht, doch in jedem Fall ist er zufrieden. Auch sorgt er sich nicht um eine Unterkunft. Manchmal lebt er unter einem Baum und manchmal in einem palastartigen Gebäude, doch er fühlt sich zu keinem von beiden hingezogen. Man sagt, er sei gefestigt, weil er in seiner Entschlossenheit und seinem Wissen gefestigt ist. Wir mögen in der Beschreibung der Eigenschaften eines Gottgeweihten gewisse Wiederholungen finden, doch dadurch soll nur die Tatsache betont werden, daß ein Gottgeweihter all diese Eigenschaften entwickeln muß. Ohne gute Eigenschaften kann man kein reiner Gottgeweihter sein. Harāv abhaktasya kuto mahad-guṇāḥ: Jemand, der kein Gottgeweihter ist, besitzt keine guten Eigenschaften. Wer als Gottgeweihter angesehen werden möchte, sollte diese guten Eigenschaften entwickeln. Natürlich unternimmt ein Gottgeweihter keine zusätzlichen Bemühungen, um diese Eigenschaften zu erwerben; vielmehr hilft ihm seine Beschäftigung im Kṛṣṇa-Bewußtsein und im hingebungsvollen Dienst, sie automatisch zu entwickeln.

Text

ye tu dharmāmṛtam idaṁ
yathoktaṁ paryupāsate
śraddadhānā mat-paramā
bhaktās te ’tīva me priyāḥ

Synonyms

ye — diejenigen, die; tu — aber; dharma — der Religion; amṛtam — Nektar; idam — dies; yathā — wie; uktam — gesagt; paryupāsate — beschäftigen sich völlig; śraddadhānāḥ — mit Glauben; mat-paramāḥ — Mich, den Höchsten Herrn, als alles betrachtend; bhaktāḥ — Gottgeweihte; te — sie; atīva — sehr, sehr; me — Mir; priyāḥ — lieb.

Translation

Diejenigen, die diesem unvergänglichen Pfad des hingebungsvollen Dienstes folgen und die mit Glauben völlig darin aufgehen, indem sie Mich zu ihrem höchsten Ziel machen, sind Mir sehr, sehr lieb.

Purport

ERLÄUTERUNG: In diesem Kapitel hat der Höchste Herr, angefangen mit Vers 2 (mayy āveśya mano ye mām: „den Geist auf Mich richtend“) bis zum Ende (ye tu dharmāmṛtam idam: „diese Religion der ewigen Beschäftigung“), die Vorgänge des transzendentalen Dienstes beschrieben, durch die man sich Ihm nähern kann. Diese Vorgänge sind dem Herrn sehr lieb, und wer sie befolgt, wird vom Herrn anerkannt. Die Frage Arjunas, wer höher einzustufen sei – jemand, der dem Pfad des unpersönlichen Brahman folgt, oder jemand, der im persönlichen Dienst der Höchsten Persönlichkeit Gottes beschäftigt ist –, beantwortete der Herr ihm so ausführlich, daß kein Zweifel mehr daran bestehen kann, daß hingebungsvoller Dienst für die Persönlichkeit Gottes der beste aller Vorgänge spiritueller Erkenntnis ist. Mit anderen Worten, in diesem Kapitel wird erklärt, daß man durch gute Gemeinschaft Zuneigung zum reinen hingebungsvollen Dienst entwickelt und in der Folge einen echten spirituellen Meister annimmt. Unter seiner Anleitung beginnt man zu hören und zu chanten, man lernt, die regulierenden Prinzipien des hingebungsvollen Dienstes mit Glauben, Zuneigung und Hingabe zu befolgen, und so beschäftigt man sich im transzendentalen Dienst des Herrn. Dieser Pfad wird im vorliegenden Kapitel empfohlen; deshalb besteht kein Zweifel daran, daß hingebungsvoller Dienst der einzige absolute Pfad ist, um Selbstverwirklichung zu erlangen, das heißt, um die Höchste Persönlichkeit Gottes zu erreichen. Die unpersönliche Auffassung der Höchsten Absoluten Wahrheit, wie sie in diesem Kapitel beschrieben wird, wird nur so lange empfohlen, bis man sich dem Vorgang der Selbstverwirklichung ergibt. Mit anderen Worten, solange man nicht mit der Gemeinschaft eines reinen Gottgeweihten gesegnet ist, kann auch die unpersönliche Auffassung von Nutzen sein. Auf dem Pfad der unpersönlichen Erkenntnis der Absoluten Wahrheit führt man Tätigkeiten ohne Anhaftung an fruchttragende Ergebnisse aus, und man meditiert und kultiviert Wissen, um die spirituelle und materielle Natur zu verstehen. Dies ist erforderlich, solange man nicht die Gemeinschaft eines reinen Gottgeweihten hat. Wenn man vom Glück begünstigt ist und direkt den Wunsch entwickelt, sich im Kṛṣṇa-Bewußtsein, im reinen hingebungsvollen Dienst, zu beschäftigen, braucht man sich nicht mehr dem Schritt-für-Schritt-Vorgang der spirituellen Verwirklichung zu unterziehen. Hingebungsvoller Dienst, wie er in den mittleren sechs Kapiteln der Bhagavad-gītā beschrieben wird, ist der angenehmere Pfad. Man braucht sich um Dinge, die notwendig sind, um Körper und Seele zusammenzuhalten, keine Sorgen zu machen, denn durch die Gnade des Herrn bekommt man all diese Dinge wie von selbst.

Hiermit enden die Bhaktivedanta-Erläuterungen zum Zwölften Kapitel der Śrīmad Bhagavad-gītā mit dem Titel: „Hingebungsvoller Dienst“.